1 Weil aber jetzt der Sonnen Liecht Mit vollem Glantz herausser bricht Vnd an dem Himmel höher steigt. Auch alles frölich sich erzeygt, Das frostig Eyß muß gantz vergehn, Der Schnee kan gar nicht mehr bestehn, Favonius*) der zarte Windt, Sich wider auff die Felder findt. Die Saate gehet auff mit macht, Das Graße grünt in vollem Pracht, Die Baume schlagen wieder auß, Die Blumen machen sich herauß. Das Vieh in Felden jnniglich, Das Wild in Püschen frewet sich, Der Vögel schaar sich frölich schwingt Vnd lieblich in den Lüfften singt: So stelle du auch trawren ein, Mein Hertz, und laß dein Zagen sein, Vertrawe Gott vnd glaube fest. Daß er die seinen nicht verlest. Ulysses auch, der freye Heldt, Nach dem er zehn Jahr in dem Feldt Vor Troja seine Macht versucht, Zog noch zehn Jahr vmb in der flucht. Durch Widerwertigkeit im Meer Ward er geworffen hin vnd her, Noch^) blieb er standthafft allezeit In Noth vnd Tod, in Lieb vnd Leydt. Die Circe mit der Zauberkunst Bracht' jhn niemals zu jhrer Gunst; Auch der Sirenen süsser Mundt Vnd Harfen jhn nicht halten kundt. Er warff doch endtlich von sich noch Des rauhen Lebens schweres Joch, Penelopen er wieder fandt Vnd Jthacen, sein Vatterland. So bis3) du auch getrost, mein Hertz, Vnd vbersteh des Glückes Schertz, Traw Gott, sey nur auff jhn bedacht; Die Hoffnung nicht zu schänden macht. 1) Favonius od. Zephyros, Westwind. KOmpt laßt vns ausspatzieren, Zu hören durch den Waldt Die Vögel musiciren, Daß Berg vnd Thal erschallt. Wol dem, der frey kan singen, Wie jhr, jhr Volck der Lufft; Mag seine Stimme schwingen Zu der, auff die er hofft. Ich werde nicht erhöret, Schrey ich gleich ohne Rhu; Die, so mich singen lehret, Stopfft selbst die Ohren zu. Mehr wol dem, der frey lebet. Wie du, du leichte Schar, In Trost vnd Angst nicht schwebet. Ist ausser der Gefahr. Jhr werdet zwar umbgangen, Doch helt man euch in werth; Ich bin von der gefangen, Die meiner nicht begehrt. Jhr könnt noch Mittel finden, Entfliehen aus der Pein; Sie muß noch mehr mich binden, Sol ich erlöset seyn. 3. ICH empfinde fast ein Gramen, Daß ich, Plato, für vnd für Bin gesessen ober dir; Es ist Zeit, hinaus zu schämen Vnd sich bey den frischen Quellen In dem grünen zu ergehn. Wo die schönen Blumen stehn Vnd die Fischer Netze stellen. Worzu dienet das studieren Als zu lauter Vngemach? Vnter dessen laufft die Bach Vnsers Lebens, das wir führen, 2) noch, dennoch. 3) bis, imper. zu bin, sei.