18 3 die silberglänzende Leukophra, welche das Innere der Ufernaide, und ein Pentastoma, welches die weitzellige Luͤuge der tropischen Klapperschlange bewohnt. So sind auch bie verborgensten Raͤume der Schöpfung mit Leben erfüllt. Wir wollen hier bei den Geschlechtern der Pflanzen berwellen; benn auf ihrem Dasein beruht das Dasein der tierischen Schöpfung. Unablaässig sind sie bemüht, den rohen Stoff der Erde orga⸗ nisch aneinanderzureihen und bebereitend durch lebendige Kraft zu mischen, was nach tausend Umwandelungen zur regsamen Nervenfaser veredelt wird. Denselben Blick, den wir auf die Verbreitung der Pflanzendecke heften, enthüllt uns die Fülle des lierischen Lebens, das von jener genährt und erhalten wird. ngleich ist der Teppich gewebt, welchen die blütenreiche Flora über den nackten ie Erdkörper ausbreitet; dichter, wo bie Sonne höher an dem nie bewölkten Himmel emporsteigt; lockerer gegen die irägen Pole hin, wo der wiederkehrende Frost bald die enwickelte Knospe tötet, bald die reifende Frucht erhascht. Doch überall darf der Mensch sich der nährenden Pflanzen erfreuen. Trennt im Meeresboden ein Vulkan die lochende Flut und schiebt plötzüich, wie einst zwischen den griechischen Inseln, einen schlackigen Fels empor, oder erheben, um an eine friedlichere Naturerscheinung zu erinnern, die einträchtigen Lithophyten ihre zelligen Wohnungen, bis sie nach Jahrtausenden, über den Wasserspiegel hervorragend, absterben und ein flaches Ko⸗ lleneũand bilden, so sind die organischen Kräfte sogleich bereit, den toten Fels zu heleben. Was den Samen so plöhtzlich herbeiführt, ob wandernde Vögel oder Winde, oder die Wogen des Meeres, ist bei der großen Entfernung der Küsten schwer zu entscheiden. Aber auf dem nackten Steine, fobald ihn zuerst die Luft berührt, bildet fich in den nordischen Ländern ein Gewebe sammetartiger Fasern, welche dem unbe⸗ waffneten Auge als farbige Flecken erscheinen. Einige sind durch hervorragende Linien bald einfach, bald doppelt begrenzt; andere sind in Furchen durchschnitten und in 25 Fächer geteilt. Mit zunehmendem Aller verdunkelt sich ihre lichte Farbe. Das fernleuch ende Gelb wird braun, und das bläuliche Grau der Leprarien verwandelt fich nach und nach in ein staubartiges Schwarz. Die Grenzen der alternden Decke fließen ineinander, und auf dem dullen Grunde bilden sich neue, zirkelrunde Flechten bon bᷣlendender Weiße. So lagert sich schichtenweise ein organisches Gewebe auf das ⸗0 andere, und wie das sich ansiedelnde Menschengeschlecht bestimmte Stufen der sittlichen Kultur durchlaufen muß, so ist die allmähliche Verbreitung der Pflanzen an bestimmte physische Gesete gebunden. Wo jetzt hohe Waldbaume ihre Gipfel lustig erheben, da überzogen einst zarte Flechten das erdenlose Gestein. Laubmoose, Gräser, kraut⸗ artige Gewächse und Sträucher füllen die Kluft der langen, aber ungemessenen z Zwischenzeit aus. Was im Norden Flechten und Moose, das bewirken in den Tropen voriulaca, Gomphrenen und andere fette, niedrige Uferpflanzen. Die Geschichte der Pflanzendecke und ihre allmähliche Ausbreitung über die öde Erdrinde hat ihre Epochen, wie die Geschichte der wandernden Tierwelt. 76. Die Alpenrose, die Königin der Alpenblumen. Von F. v. Cschudi. Das Tierleben der Alpenwelt. Leipzig 1864. Ein Bluͤmchen bluht in Lieblichkeit Auf hoher Ruͤcken; Es welß der Myrte dunlles Kleid Mit Rosenrot zu schmuͤcken. 0 S Als Königin der Alpenpflanzen ist längst schon mit vollem Rechte die herrliche Alpenrose bezeichnet worden. Sie gewährt einen wahrhaft bezaubernden Anblick, wenn ihre Slbäucher dame delfen- oder Rasenpartieen mit den buchsartigen saftgrünen Blättern bekleiden, aus denen die zierlich gebildeten karminrot leuchtenden Glocken⸗ sträußchen und braunen Knospenzapfen sich so freundlich abheben. Mit welcher Wonne begrüßt der müde, leuchende Wanderer den ersten Alpenrosen-Strauch und eilt trotz