351 175. Die Skiläufer. Von F. Bäßler. Legenden und Balladen. Berlin 1851. S. 109. 1. „Wer klopft so eilig und mit Macht Er wendet sich ins Haus und bindet An meine Tür in später Nacht? Die Schneeschuh' an den Knöcheln fest, s mag ein verirrter Wandrer sein! Ergreift den hohen Stab und zündet 2 tritt hurtig ein!“ Die Leuchte an dem Kohlenrest. r legt di i i 011 e n 7 Noch einmal fällt sein trüber Blick 9 eilt, ins niedre Haus zu leiten nd Darn it frohem Gruß den fremden Gast. So selig wie in Gottes Arm; Und leise spricht er seinen Segen; Dann tritt er vor den Kriegerzug; Er schreitet aus, und rasch entgegen Dem Hochgebirge geht's im Flug. 8. Da saust der Ski, da stäubt der Schnee, Aus braunen Nebeln schwankt die Höh'! Vorüberfliegt im Geisterreih'n Der Wassersturz, der Fels, der Hain. Im Schwung und Sprung auf glatten ?0 Sohlen Durchbraust der Hauf' die Winterflur, Es keucht der Sturm, ihn einzuholen, Und tilgt die flücht'ge Menschenspur. 53. „Du führst uns den verborgnen Pfad Hoch über den Kiölengrat Zur nächsten Stadt in Norreland; Denn wider sie ist unsre Hand.“ Doch er mit männlichem Erröten: „Unmögliches verlanget ihr; Wann hielt's ein Normann mit den Schweden? Ihr kamt nicht vor die rechte Tür.“ 9. So durch der Schluchten Doppelnacht ꝛ Zur Höh', wo die Lawine kracht, Und ob des Gießbachs schwanken Steg Führt er sie den verborgnen Weg. Dem matten Scheine der Laterne Folgt keck der rasche Kriegerhauf', Und endlich hebt sich in der Ferne Die schwerbedrohte Stadt herauf. 4. Und sie mit wilder Ungeduld: „Ob ungern, oder ob mit Huld — Das gilt uns gleich! Du hast die Wahl Nur zwischen Gold und hartem Stahl. Ein nächt'ger Gang von wenig Meilen Befreit dich schnell aus aller Not: Bleibst du, so stirb! und mit dir teilen Dein Weib und Kind den Rachetod.“ 30 10. Dort liegt sie — einsam Turm und Tor, Kein Lichtlein schimmert draus hervor, Und wie die Wolke trüb und schwer Liegt Mitternachtsschlaf drüber her. — Er sieht's mit Gram; hört die Bedränger Jetzt kühner stürmen durch das Feld; Merkt, wie der Feind sich immer enger An seine flücht'gen Fersen hält. 11. Er schaut hinüber, schaut zurück, Und alles flirrt vor seinem Blick; Es ruft aus jedem Busch und Rohr: „Normann, halt ein! was hast du vor?“ « Da muß er vor sich selbst erbeben, Er seufzet, bis zum Tode matt: „O Herr, nimm hin mein schuldig Leben, Erreite nur die gute Stadt!“ s5. Zusammen brach der kräft'ge Mann, Der Schweiß von seiner Stirne rann; Zwiespältig ringt in ihm der Geist, Bis sich empor der Normann reißt Und spricht das Wort voll Grimm und Schmerzen: Ihr Anglinge, vergelt' euch Gott, Daß ihr mit eines Mannes Herzen Treibt solch unmenschlich Spiel und Spott. 6. „Wohlan! nicht um den eignen Leib, Nur um die Kindlein und mein Weib Jug ich mich eurem harten Zwang: Den Süundensold ich nicht verlang !“