g 2. In seinen jungen Tagen War das ein Schneiderblut; Doch mocht' ihm nicht behagen So Zwirn wie Fingerhut; Und wenn er als Geselle So saß und fädelt' ein, Schien ihm die Schneiderhölle Die Hölle selbst zu sein. 8. Einst, als das Nadelhalten Ihm schier ans Leben ging, Dacht' er: „Das Schädelspalten Ist doch ein ander Ding.“ Fort warf er Maß und Elle Voll Kriegslust an die Wand, Und nahm an Nadel Stelle Den Säbel in die Hand. 4. Sonst focht er still und friedlich Nach Handwerksburschen-Recht, Jetzt war er unermüdlich Beim Fechten im Gefecht. Es war der flinke Schneider Zum Stechen wohlgeschickt: Oft hat er an die Kleider Dem Feinde was geflickt. 1. Joachim Hans von Zieten, Husarengeneral, Dem Feind die Stirne bieten Er tat es hundertmal; Sie haben's all' erfahren, Wie er die Pelze wusch Mit seinen Leibhusaren, Der Zieten aus dem Busch. 2. Hei, wie den Feind sie bleuten Bei Hennersdorf und Prag, Bei Liegnitz und bei Leuthen Und weiter Schlag auf Schlag! Bei Torgau, Tag der Ehre! Ritt selbst der Fritz nach Haus; Doch Zieten sprach: „Ich kehre Erst noch mein Schlachtfeld aus!“ 3. Sie kamen nie alleine, Der Zieten und der Fritz; Der Donner war der eine, Der andre war der Blitz. Es wies sich keiner träge, Drum schlug's auch immer ein; Ob warm', ob kalte Schläge: Sie pflegten gut zu sein. 5. Er stieg zu hohen Ehren, Feldmarschall ward er gar: Es mocht' ihn wenig kehren, Daß einst er Schneider war; Nur, fand er einen Spötter, Verstund er keinen Spaß Und brummte: „Für Hundsfötter Sitzt hier mein Ellenmaß“ 6. Krank lag in seinem Schlosse Der greise Feldmarschall; Keins seiner Lieblingsrosse Kam wiehernd aus dem Stall; Er sprach: „Als alter Schneider Weiß ich seit langer Zeit, Man wechselt seine Kleider, — Auch hab' ich des nicht Leid. 7. „Es fehlt der alten Hülle In Breite schon und Läng', Der Geist tritt in die Fülle, Der Leib wird ihm zu eng. Gesegnet sei dein Wille, Herr Gott, in letzter Not!“ Er sprach's und wurde stille! — Der alte Held war tot. 17 * * b. Der alle Bielen. (S. 86. 4. Der Friede war geschlossen; Doch Krieges Lust und Qual, Die alten Schlachtgenossen Durchlebten's noch einmal. Wie Marschall Daun gezaudert, Und Fritz und Zieten nie Es ward jetzt durchgeplaudert Bei Tisch in Sanssouci. 5. Einst mocht' es ihm nicht schmecken, Und sieh, der Zieten schlief. Ein Höfling wollt' ihn wecken, Der König aber rief: „Laßt schlafen mir den Alten! Er hat in mancher Nacht Für uns sich wach gehalten, Der hat genug gewacht!“ — 6. Und als die Zeit erfüllet Des alten Helden war, Lag einst, schlicht eingehüllet, Hans Zieten, der Husar. Wie selber er genommen Die Feinde stets im Husch, So war der Tod gekommen, Wie Zieten aus dem Busch. R 4 4 35 n 1