371 Martin, der Affe, mit Grimbart und vielen aus Reinekens Sippschaft. Ungern hörten fie an das Urteil und trauerten all⸗ Mehr, als man dächte. Denn Reineke war der ersten Baronen Einer, und stand nun entsetzt von allen Ehren und Würden Und zum schmählichen Tode verdammt. Wie mußte der Anblick Seine Verwanditen empöͤren! Sie nahmen alle zusammen Urlaub vom Könige, räumten den Hof, so viele fie waren. Aber dem Könige ward es verdrießlich, daß ihn so viele Ritter verließen. Es zeigte sich nun die Menge Verwandten, Die sich, mit Reinekens Tod sehr urnzufrieden, entfernten. Und der König sprach zu einem seiner Vertrauten: „Freilich ist Reineke boshaft; allein man sollte bedenken, Viele seiner Verwandten sind nicht zu entbehren am Hofe“. Aber Isegrim, Braun und Hinze, der Kater, sie waren Um den Gebundnen geschäftig; sie wollien die schändliche Strafe, Wie es der König gebot, an ihrem Feinde vollziehen, Führten ihn hastig hinaus und sahen den Galgen von ferne. Da begann der Kater erbost zum Wolfe zu sprechen: Nun bedenket, Herr Isegrim wohl, wie Reineke damals Alles tat und betrieb, wie seinem Hasse gelungen, Euern Bruder am Galgen zu sehn!“ Wie zog er so fröhlich Mit ihm hinaus! Versäuniet ihm nicht die Schuld zu bezahlen! Und gedenket, Herr Braun, er hat Euch schändlich verraten, Euch in Rüsteviels Hofe dem groben, zornigen Volke, Männern und Weibern, treulos geliefert und Schlägen und Wunden Und der Schande dazu, die alleroͤrten bekannt ist. Habet acht und haltei zusammen! Entkäm' er uns heute, Könnte sein Witz ihn befreien und seine listigen Ränke, Niemals würd' uns die Stunde der süßen Rache beschert sein. Laßt uns eilen und rächen, was er an allen verschuldet!“ Negrim sprach: „Was helfen die Worle? Geschwinde verschafft mir Einen lüchtigen Strickl Wir wollen die Qual ihm verkürzen.“ Also sprachen sie wider den Fuchs und zogen die Straße. Aber Reineke hörte sie schweigend, doch endlich begann er: ¶Da Ihr so grausam mich haßt und toduche Rache begehret, Wisset Ihr doch kein Ende zu finden! Wie muß ich mich wundern! Hinze wüßte wohl Rat zu einen tüchtigen Stricke; Denn er hat ihn geprüft, als in des Pfaffen Behausung Er sich nach Mäusen hinabließ und nicht mit Ehren davonkam. Aber Isegrim, Ihr, und Braun, Ihr eilt ja gewaltig, Euren Oheim zum Tode zu bringen; Ihr meint, es gelänge.“ Und der Koͤnig erhob fich mit allen Herren des Hofes Um das Urteil vollstrecken zu sehen; es schloß an den Zug sich Auch die Königin an, von ihren Frauen begleitet; Hinter ihnen firömte die Menge der Armen und Reichen; Alle wünschten Reinekens Tod und wolllen ihn sehen. Isegrim sprach indes mit seinen Verwandten und Freunden Und ermahnete sie, ja fest aneinander geschlossen, Auf den gebundenen Fuchs ein wachsam Auge zu haben; Denn sie fürchteten immer, es möchte der Kluge sich retten. Seinem Weibe befahl der Wolf besonders: „Bei Deinem Leben, siehe mir zu und hilf den Bösewicht halten! 1 d u 2 m 9 45 u 24*