136 schneebedeckten Gebirgen eingeschlossen, die eine Höhe von 11000—14000 Fuß erreichen. Den ganzen Winter hindurch fällt auf diesem ganzen weiten Raume Schnee, alle Täler und Schluchten füllend, alle Flußläufe und Abhänge halb begrabend, alle Bergspitzen in einen weißen Mantel hüllend, der von Wind und Kälte aus den Wellen des Meeres zu Wolken gehoben und hierher getragen wird. Fängt im Frühjahre die Sonne an, ihre heißen Strahlen herniederzusenken, dann schmelzen diese Schneemassen und senden Millionen von Kaskaden die Bergabhänge hinab. Je größer diese Wassermassen nun sind, ein je größeres Gefälle sie haben, desto weniger können ihnen die Felsen Widerstand entgegensetzen. Sie sind dem nassen, anstürmenden Elemente gegenüber wehrlos, und mögen sie auch noch so trotzig ihre Stirne entgegenstellen, mit der Zeit wird eine Bresche in sie gewaschen sein. Und so hat denn auch der Colorado sich auf einer Strecke von tausend Meilen solche Canons durch die Felsen gegraben, Canons, die in ihrer furchtbaren Tiefe und Schrecklichkeit den Indianern Ursache für Göttersagen und Mythen gegeben haben, — Weiße zu Ehrfurcht und Bewunderung nötigen. Und wie der Colorado selbst, so besitzt auch jeder seiner wasserreichen Neben¬ flüsse, der Virgin, Kanab, Paria, Escalante, Dirty Devil an der Westseite, und der Green, Jamba, San Juan und Colorado Chiquito an der Ostseite seine tiefen, engen, vielfach gewundenen und gekrümmten Canons. Jeder Nebenfluß dieser Flüsse stürmt ebenfalls durch einen derartigen, viele hundert Fuß tiefen und wenige Fuß breiten Canon. Jedes Bächlein fließt durch einen selbstgegrabenen Canon, jedes Regenwässerchen, geboren und wiedergeboren durch den Regen, nur während des Regens bestehend, schneidet sich seinen Canon! Danach kann man sich leicht den Charakter jener Sandsteinwüste vorstellen, welche das obere Becken des Colorado bildet. Es ist ein wahres Labyrinth der Natur, stellenweise unzugänglich für jeden Sterblichen. Es ist wie eine ungeheure versteinerte Stadt, deren Straßen sämtlich von Wassermassen durchflutet werden, und wo an den Stellen der Häuser zehnmal so hohe Felsblöcke stehen, welche jeden Abstieg in die Straßen hinab unmöglich machen. Alle die szenischen Eigenschaften dieses Teiles von Utah und Arizona sind in riesenhaftem Maßstab, unheimlich und großartig zugleich. Die Ströme fließen in unzugänglichen Tiefen — unzugänglich im wahrsten Sinne des Wortes, die Felswände unterwaschend, in deren Gefangenschaft sie sich selber begeben. In diesen engen Rinnen toben und jagen und tanzen die gefangenen Wassermassen über Katarakte und Fälle den lieferen Länderstrichen Kaliforniens zu, und über ihnen, auf der Höhe der einschließenden Felsmauern sind trockene Ebenen, Mesas, ohne Baum und Strauch, den nackten festen Felsen bloßlegend. An einigen Stellen, wo die Felsen aus Mergel bestehen, sind schon Flächen verwittert und zersetzt, man watet dann in dem losen feuerroten oder gelben Material wie in einem Bett von Asche. An anderen Stellen, wo die Felsen aus weichem Sandstein bestehen, ist die Oberfläche so zersetzt, daß sie mit Treibsand von der verschiedensten, meist hochroten oder orangegelben Färbung bedeckt ist. Das ist das Land der Canons, — unbewachsen, selbst aller Wüstrnpflanzen bar, unbewohnt von Tieren, gemieden von Menschen, — eine Wüste und ein