152 das Wasser aus dem sackförmigen Netz abgelaufen ist, erblicken wir in dem schmutzigen Rückstand mannigfaches Leben. Da suchen einige Wasserläufer und eine kleine Spinne, die Netzwand emporkletternd, der Gefangenschaft zu entfliehen; in der Tiefe des Netzes mühen sich Wasserwanzen und kleine Wasserkäfer ab, und dazwischen krabbeln unbehilflich die Larven der Köcherfliegen mit ihren plumpen Gehäusen und liegen größere und kleinere Wasserschnecken; schwerfällig kriecht zwischen den Pflanzen die große braune Tellerschnecke umher; sie ist eigentlich ein Fremdling in dieser Umgebung; vor vielen Jahren durch einen schneckenkundigen Mann hier eingesetzt, hat sie sich völlig akklimatisiert und ist ein ständiger Bewohner des Tümpels geworden. Mit der Pinzette holen wir all diese größeren Tiere heraus und versorgen sie in unseren Gläsern; die Masse aber, welche uns als Rest im Zipfel des Netzes zurückbleibt, ein Gewirr von Pflanzen und Blättern, durchsetzt mit dickem, braunem Schlamm, bringen wir in ein geräumiges Glas mit Wasser. Bald setzt sich der Schlamm, und wir vermögen in dem bunten Gewimmel, welches da herrscht, einzelne Formen zu unterscheiden. In lebhaftester Bewegung wirbelt eine grellrote Kugel durchs Wasser, mit Mühe vermögen wir vier Beinpaare an ihr zu erkennen, wodurch sie sich als eine Wassermilbe verrät; ebenfalls durch ihre rote Farbe fallen uns kleine Tiere auf, die wir ihrer Gestalt und Bewegung nach zu den Würmern zu rechnen geneigt sind, die uns aber eine nähere Betrachtung als Insektenlarven erkennen läßt. Eine andere Insektenlarve dagegen versteht es, sich fast ganz unseren Blicken zu entziehen, der Körper ist beinahe völlig durchsichtig, nur ein paar Luft¬ blasen im Innern des Körpers verraten sie, wenn sie in ruckweisen Bewegungen wie ein Schatten an unseren Augen vorbeizieht. Das sind schon größere Formen, die sich unsern Blicken zuerst bieten. Sehen wir näher zu, so wird das Bild immer reicher, und kaum vermögen wir in der Erscheinungen Flucht das eine oder das andere Objekt festzuhalten. Da fällt uns ein Tier auf von ein paar Millimetern Länge, ganz an eine Miniaturmuschel erinnernd durch seine zweiklappige Schale, allein aus der Schale ragen, wie wir mit der Lupe erkennen, in ständiger, lebhafter Bewegung borstentragende Glied¬ maßen, wir haben es also mit einem Krebschen zu tun, das der Ähnlichkeit wegen den Namen Muschelkrebschen erhalten hat. Auch die Mehrzahl der anderen halb mikroskopischen Tierchen, deren Formen wir nach und nach genauer zu erkennen vermögen, gehören niederen Krebsen an. Da fährt durch das Wasser ein Tierchen, an dem uns am Vorderende ein großer schwarzer Punkt, das Auge, auffällt; es steckt ebenfalls in einer Schale, allein der Kopf ragt stei hervor, und an diesem stehen zwei starke Ruderarme, die nach oben gerichtet sind wie halb aufgezogene Signaltelegraphen; es ist ein Wasserfloh, eine Daphiaart. Unweit davon können wir ein langgestrecktes, vielfach gegliedertes Tierchen beobachten, das momentan ruhig im Wasser steht, am Kopf zwei Fühler wagerecht hinausgestreckt, bald aber in ruckweisen Bewegungen, stets wieder dazwischen den Bruchteil einer Sekunde pausierend, das kleine Aquarium durcheilt; in ihm präsentiert sich uns ein- Hüpferling, eine Cyklopsart, ebenfalls zu den niedern Krustern gehörig.