33. Herbst. 34. In Herbstestagen. 35. Altweibersommer. 33. Äerbst. 1. Ter du die Wälder färbst, Sonniger, milder Herbst, Schöner als Rosen blühn Dünkt mir dein sanftes Grün. 2. Nimmermehr Sturm und Drang Nimmermehr Sehnsuchtsklang, Leise nur atmest bu Tiefer Erfüllung Ruh'. 3. Aber vernehmbar auch Klaget ein schöner Hauch, Der durch die Blätter weht, Daß es zu Ende geht. Ferdinand von Saar. 34. In Äerbstestagen. 1. In Herbstestagen bricht mit starkem Flügel Der Reiher durch den Nebelduft. Wie still es ist! Kaum hör' ich um den Hügel Noch einen Laut in weiter Luft. 2. Auf eines Birkenstämmchens schwanker Krone Ruht sich ein Wanderfalke aus; Doch schläft er nicht, von seinem leichten Throne Äugt er durchdringend scharf hinaus. 3. Der alte Bauer mit verhaltenem Schritte Schleicht neben seinem Wagen Torf. Und holpernd, stolpernd schleppt mit lahmem Tritte Der alte Schimmel ihn ins Dorf. Detlev v. LUiencron. 35. Altweibersommer. Wer hätte sich noch nie über Spinnen geärgert? Ich meine nicht den Abscheu, mit dem unverständige Menschen ein Spinnlein begrüßen, das ihnen vielleicht zufällig über die Hand läuft — „Pfui Spinne!" ist eine geschmackvolle, bei uns viel gebrauchte Redensart — ich meine auch nicht den Unmut der Hausfrau, wenn sie hoch in der Zimmerecke, kaum zu erreichen mit der langstieligen „Eule", das Reh einer Hausspinne entdeckt oder den luftigen Bau eines langbeinigen Weberknechts, eines „Kankers"; auch nicht den Ärger, den wir Knaben hatten, wenn wir ein so interessantes Tier, wie eine schön gezeichnete Kreuzspinne es ist, unsrer Sammlung einverleiben wollten und schon nach kurzer Zeit bemerken mußten, daß der rundliche Körper völlig eingetrocknet oder verfault war: * ^ 57 €