218 V. Blumenlese aus der poetischen Literatur der Neuzeit. 275. Im märkischen Wald. Als ein Klausner leb' ich hier Still vom Föhrenwald umfangen, Als ein Klausner, dem der Schmerz 5 Spaltend durch das Herz gegangen. Bienen trägt das Heidekraut, Der Wacholder steht in Beeren, Und die Lichtung wogt im Wind, Voller Dolden, voller Ähren. Über mir die Ewigkeit, Hell von goldnen Riesenlettern, Breitet jede Nacht sich aus Als ein Buch mit blauen Blättern. Und ich lese tief erquickt, Und, was ich so schwer empfunden, Alle Bitternis der Welt Ist vor solchem Buch entschwunden. io 276. Grabschrift. Wenn ich tot bin, liebe Freunde, Baut mein Grab am Wasganrande: Ruhig soll mein reiner Marmor Leuchten in erwachte Lande. Soll wie eine weiße Blume Aus den grünen Hängen grüßen,! Wie ein Schutzgeist, der hinabschaut Auf das Land zu seinen Füßen. i5 Wie ein Markstein, der da kündet Jedem fremden Wasgaugänger: „Hier ist Deutschlands grüne Grenzmark, Und hier schläft ein deutscher Sänger." Karl Busse. so 277. In der Reise. Nun beugt sich das gereifte Korn Ties in gefüllter Garben Segen, Und mählich schwillt des Mondes Horn Schon seinem vollsten Ziel entgegen. 25 Das ist des Sommers Reifedrang, Wo Blätter sich und Früchte färben, Dann naht ein leiser Niedergang, Ein müder Glanz, ein stilles Sterben. Denn alles, was sich mehr und mehr 30 Bon Blütezeit und Blust entfernte, Was überfüllt und früchteschwer, Es war auch reif für Tod und Ernte. Und wenn einst blank die Sicheln nahn, Wie freudig wollt auch ich mich schicken, Könnt' ich am Ende meiner Bahn Aus Segen rings und Früchte blicken. 36