249 der liebste ¡ist, und wo ich glaube, die Nähe des Großen am innigsten zu fühlen. In den tieferen Lanbmassen des Parkes fchon die Nacht. Die Umrisse der Bäume waren gegen den Abendhimmel noch klar abgezeichnet, und noch der hellere Glanz des Himmels im stillen Flusse. Jenseits die weiße Gartenpforte und sein Haus, das nicht übermütig aussieht mit dem Schindeldache; darüber, kaum über die Bäume des Parkes erhoben, der Abendstern. Es war eine einsame Stunde der tiefsten Erhebung, und mir war, als ob um dieses Haus, um diesen Ort und um diese Bäume ein großes Licht schwebte und weit hinansstrahlte von der Stätte, wo einmal so Wunderbares durch das Labyrinth seiner Brust gewandelt ist. Ich empfand, daß wir alle die Pflicht haben, dieses Licht zu hüten, diese Flamme zu nähren, diese Fackel weiterzugeben: Damit das Gute wachse, wirke, fromme, Damit der Tag dem Edlen endlich komme! 59. Die Arten der Rede. Wilhelm Wackernagel. „Poetik, Rhetorik und Stilistik." Herausgegeben von Ludwig Sieber. Halle a. S. 1873. Der Unterschied der rednerischen Prosa von der abhandelnden läßt sich kurz also bezeichnen: die abhandelnde sucht ihren lehrhaften Zweck durch bloße Überzeugung zu erreichen, die rednerische braucht nach der Über¬ zeugung auch noch die Überredung. Die Abhandlung verbleibt bei der bloßen Wirksainkeit des Verstandes und der Einwirkung auf den Verstand; von den andern Kräften darf etwa nur noch die Erinnerung in ihr tätig sein und auch diese nur insofern, als die Abhandlung zuweilen ihre eigentliche Natur ablegt und in Erzählung oder Beschreibung übergeht. Die Rede hat freilich als nächstes Ziel auch nur den Verstand, aber sie fügt zu der Gewalt der verständigen Überzeugung immer noch dies, daß sie auch die Einbildung in Anspruch nimmt und namentlich mit ihrer Hilfe auch auf das Gefühl einwirkt, und zwar insofern ans diesem der Wille beruht. Der Grund ist der, daß jegliche Rede außer jenem unmittelbar in ihr selbst liegenden Zwecke der Belehrung noch einen zweiten über ihre unmittelbare Wirkung hinausliegenden hat. Es genügt ihr nicht, eine verständige Einsicht der Zuhörer zu bewirken und zu befestigen, sondern sie bezweckt auch, daß sich dieser gewonnenen Einsicht gemäß der Wille der Zuhörer tatsächlich äußere; hinter der ersten unmittelbaren Wirkung, dem Wissen, zielt sw immer¬ noch auf eine zweite mittelbare, das Wollen und Handeln. Insofern könnte man die Rede allenfalls von der übrigen Prosa absondern und sie dieser und der Poesie in der Weise gegenüberstellen, daß, während die Poesie auf 5 10 15 20 25 30 35