214 Zweite Abteilung. Epische Poesie. 8. Das sehn die beiden oben, dem Fremden sinkt die Hand; Hans aber zeigt hinunter aufs liebe Vaterland: „Für das hab' ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht; Für das hab' ich gestritten, für das schlug ich ihn totl“ 9. Der Fremde sieht hinunter, sieht Hansen ins Gesicht, Er will den Arm erheben, den Arm erhebt er nicht. „„Und du hast ihn erschlagen, so war's im rechten Streit! Und willst du mir verzeihen, komm, Hans, ich bin bereit!““ a) Grundlage: Schon 1850 machte Kehrein zu dem vorliegenden Gedichte die Anmerkung, es scheine nach einer wahren Begebenheit gearbenet zu sein, und nach einem Briefe, den er 1856 von Seidl erhielt, un die Ballade auf einer angeblich wahren Begebenheit, welche (dem Dichter) Baron Hormayr mündlich milteille Als Lokalität ist der Schlernkofel bei Botzen gedacht; die Handlung fällt ins Jahr 1809. b) Gliederung:; 1. Ankunft des fremden Kriegers und sein Begehr. 2. Annahme des Zweikampfes durch Hans Euler. 8. Die Wanderung nach dem für den Kampf festgesetzten Orte. 4. Die vorzügliche Schilderung des Apenlandes 5 Diee trachtung des schönen Landes. 6. Die Entwaffnung des Fremden. 7. Anbielung der Versöhnung und Bitte um Verzeihung. — Grundgedanke: Das wunderschhne Gedicht, das durch die edlen, vornehmen Charaklere, die es uns vorführt, an UÜhlands Bertran de Born“ gemahnt, zeigt folgendes: Mut und Tapferkeit entwaffnen des Feindes Hand; Biederkeit und Treue bezwingen des Gegners Herz. 207. Deutscher Brauch. Anastastus Grün. 1. Zur Gruft sank Kaiser Friedrich. Gott geb' ihm sanfte Ruh'! Max faßt sein gülden Scepter, — ei, Sonnenaar, Glück zu! Zu Worms nun hielt er Reichstag. Auf, Fürstenschar, herbei, Zu raten und zu fördern, daß Recht und Licht gedeih'! 2. Einst in dem dumpfen Ratssaal sprang Max empor mit Hast, Der Staub der Pergamente nahm ihm den Odem sast; Die spitzen, klugen Reden, die machten toll ihn schier, Da rief er seinen Narren: „Freund Kunze, komm mit mir!“ 3. Den Treuen liebt' er vor allen, wohl einem Gärtner gleich, Der jeden Baum mit Liebe pflegt in dem Gartenreich, Doch einen sich erkoren, in dessen Schattenhut Nach schwüler Tagesmüh' er am liebsten abends ruht. 4. Es wallten nun die beiden die Straßen ein und aus, Dort auf dem großen Marktplatz sahn sie ein stattlich Haus; Da rief der Kunz: „Mein König, schließt eure Augen schnell! Denn, traun, schon las manch einer sich blind an dieser Stell'. 5. „Französisch ist's, ihr wißt ja, wie's Frankreichs Söhne treiben, Die anders schreiben als sprechen — und anders lesen als schreiben — Und anders sprechen als denken — und anders setzen als singen, Die groß in allem Kleinen — und klein in großen Dingen.“ 6. Ein Rittersmann aus Frankreich wohnt in dem stolzen Haus, Sein Wappenschild, hell glänzend, hängt hoch zur Pfort heraus; Mit Schnörkelzügen zierlich in blankem Goldesschein Schrieb rings ums bunte Wappen er diese Worte ein: