37 Dritte Abteilung. Lyrische Poesie. Und des Himmels Wolken schauen Hoch hinein Einen Blick Nach dem Grabe Seiner Habe Sendet noch der Mensch zurück, — Greift fröhlich dann zum Wanderstabe. Was Feuers Wut ihm auch geraubt, Ein füßer Trost ist ihm geblieben; Er zählt die Häupter seiner Lieben, Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt. 6. In die Erd' ist's aufgenommen, Glücklich ist die Form gefüllt; Wird's auch schön zutage kommen, Daß es Fleiß und Kunst vergilt? Wenn der Guß mißlang? Wenn die Form zersprang? Ach, vielleicht, indem wir hoffen, Hat uns Unheil schon getroffen. An verwaister Stätte schalten Wird die Fremde, liebeleer. 7. Bis die Glocke sich verkühlet, Laßt die strenge Arbeit ruhn. Wie im Laub der Vogel spielet, Mag sich jeder gütlich thun. Winkt der Sterne Licht, Ledig aller Pflicht, Hört der Bursch die Vesper schlagen; Meister muß sich immer plagen. VII. Munter fördert seine Schritte Fern im wilden Forst der Wandrer Nach der lieben Heimathütte. Blökend ziehen heim die Schafe, Und der Rinder Breitgestirnte, glatte Scharen Kommen brüllend, Die gewohnten Ställe füllend. Schwer herein Schwankt der Wagen, Kornbeladen; Bunt von Farben, Auf den Garben Liegt der Kranz, Und das junge Volk der Schnitter Fliegt zum Tanz. Markt und Straße werden stiller; Um des Lichts gesell'ge Flamme Sammeln sich die Hausbewohner, Und das Stadtthor schließt sich knarrend Schwarz bedecket Sich die Erde; Doch den sichern Bürger schrecket Nicht die Nacht, Die den Bösen gräßlich wecket; Denn das Auge des Gesetzes wacht. Heil'ge Ordnung, segensreiche Himmelstochter, die das Gleiche Frei und leicht und freudig bindet, Die der Städte Bau gegründet, Die herein von den Gefilden Rief den ungesell'gen Wilden, Eintrat in der Menschen Hütten, Sie gewöhnt zu sanften Sitten, Und das teuerste der Bande Wob, den Trieb zum Vaterlande. Tausend fleiß'ge Hände regen, Helfen sich in munterm Bund, Und in feurigem Bewegen VI. Dem dunkeln Schoß der heil'gen Erde Vertrauen wir der Hände That, Vertraut der Sämann seine Saat Und hofft, daß sie entkeimen werde Zum Segen, nach des Himmels Rat. Noch köstlicheren Samen bergen Wir trauernd in der Erde Schoß Und hoffen, daß er aus den Särgen Erblühen soll zu schönerm Los. Von dem Dome, Schwer und bang, Tönt die Glocke Grabgesang. Ernst begleiten ihre Trauerschläge Einen Wandrer auf dem letzten Wege. Ach! die Gattin ist's, die teure, Ach! es ist die treue Mutter, Die der schwarze Fürst der Schatten Wegführt aus dem Arm des Gatten, Aus der zarten Kinder Schar, Die sie blühend ihm gebar, Die sie an der treuen Brust Wachsen sah mit Mutterlust. Ach! des Hauses zarte Bande Sind gelöst auf immerdar; Denn sie wohnt im Schattenlande, Die des Hauses Mutter war; Denn es fehlt ihr treues Walten, Ihre Sorge wacht nicht mehr;