XIV. Fremde Formen. 398 10. Schlage nur mit der Wünschelrut' An die Felsen der Herzen an; Ein Schatz in jedem Busen ruht, Den ein Verständiger heben kann. 11. Thu, was jeder loben müßte, Wenn die ganze Welt es wüßte; Thu es, daß es niemand weiß Und gedoppelt ist sein Preis 12. Wenn das Gute würde vergolten, So wär' es keine Kunst, es zu thun, Aber ein Verdienst ist es nun, Zu thun, wofür du wirst gescholten. 13. Manch art'ges Büchlein läßt sich einmal lesen, Zu dem der Leser nie dann wiederkehrt; Doch was nicht zweimal lesenswert gewesen, Das war nicht einmal lesenswert. 14. Laß auf dich So wirst du schnell Und kannst du nur So wirst du schnell etwas rechten Eindruck machen, den rechten Ausdruck finden; den rechten Ausdruck finden, den rechten Eindruck machen. 479. Vierzeilen in persischer Form. Friedrich Rückert. 1. Vom Himmel kam geflogen eine Taube, Und bracht' ein Kleeblatt mit dreifachem Laube. Sie ließ es fallen; glücklich, wer es findet! Drei Blättlein sind es: Hoffnung, Lieb' und Glaube. 2. O sei auf Gottes heller Welt kein trüber Gast! Mach' Schande nicht deni milden Herren, den du hast. Zeig' in Gebärd' und Wort und Blick, daß dem du dienst, Der sagt: Mein Joch ist sanft und leicht ist meine Laft 3. Bescheide dich mit dem, was dir beschieden; Im Haus der Unzufriednen sei zufrieden. Und wenn's mit dir, wo aufwärts du getrachtet, Geht niederwärts, so denk', „wir sind hienieden“! 480. Für die sieben Tage. Ein Ghasel. Friedrich Rückert. 1. Sprich, liebes Herz, in deines Tempels Mitten, Für sieben Wochentage sieben Billen. 2. Zum ersten Tag: Laß deine Sonne tagen, Und Licht verleihn der Erd' und meinen Schritten!