111 mentlich seit den letzten fünfzig Jahren ist das Strombett der Donau von der Mündung der Iller stromabwärts berichtigt und dadurch die Schiff¬ barkeit derartig verbessert worden, daß eine hauptsächlich für den Waren¬ verkehr bestimmte Dampferlinie die Berbindung von Donauwörth ab zu vermitteln im stände ist. Von Ebenen und Hügeln umgeben, von allen Seiten her leicht er¬ reichbar und zugänglich, war die Donau nicht bloß für die Schiffe, sondern auch für die Karawanen des Kaufmanns ein anlockender Leiter, und so ent¬ standen an ihr Hauptmärkte des südlichen Deutschland wie Ulm, Donau¬ wörth, Ingolstadt, Regensburg, Passau u. a. Da ferner große Heere so häufig an ihr hinauf und hinab zogen, von Süden und Norden her nach ihr hinstrebten und geeignete Tummelplätze und Schlachtfelder an ihr fanden; so lag es nahe, daselbst auch auf sichere Waffenplütze, auf feste Rückzugs¬ orte bedacht zu sein, und so bildete sich allmählich eine Kette größerer Festungen an der Donanlinie, die sich in Österreich fortsetzte, z. B. Ulm, Ingolstadt, Passau, Linz u. s. w. Außerdem gaben die mäßigen Höhen, die sich fast ihrer ganzen Linie entlang am linken Ufer darbieten, bequeme Gelegenheit zu Wachtposten, Lagern und Burgen, von denen man zugleich weite Strecken der jenseitigen Donauebene überschauen konnte. Vergleichen wir die beiden Ufer der Donau miteinander nach ihrer Belebtheit durch menschliche Ansiedelungen, so gewahren wir oberhalb Regensbnrg einen Vorzug des linken vor dem rechten. Dieses als das niedrige, den Überschwemmungen ausgesetzte ist häufig öde und dünn be¬ wohnt; jenes in sicherer Lage und mit gefälligen Höhen geschmückt hat auch den Schmuck von Schlössern, Ruinen, Kirchen, Klöstern und Ort¬ schaften. Von Regensburg an ändert sich das Verhältnis der Bedeutung; von hier an treffen wir die Hauptsammelpnnkte der Bevölkerung, die Residenzen der Fürsten, alles staatliche Gewicht auf der rechten Seite. An der südlichen oder rechten Uferseite gehen daselbst nicht bloß alle Haupt¬ straßen, sondern an ihr liegen auch alle Städte ersten Ranges: Regens¬ burg, Passau, Linz, Wien und von den minder wichtigen die Mehrzahl: Straubing, Vilshofen, Aschach, Efferding, Ens, Jps, Melke, Mautern, Tulln, Kloster-Nenburg u. a. m. Das nördliche User kann ans dieser großen Strecke von fast hundert Stunden keinen einzigen größeren Ort von weitreichendem und berühmtem Namen ausweisen. Es besitzt nur eine Reihe alter Burgruinen, während ans der andern Seite nicht bloß un¬ mittelbar am Strome, sondern auch weiter ins Land hinein die größern Verkehrsplütze liegen.