191 173. Winterlied. Friedrich Adolf Krummacher. Das Christfest. Esten. 1. Wie ruhest du so stille In deiner weißen Hülle, Du mütterliches Land! Wo sind des Frühlings Lieder, Des Sommers bunt Gefieder Und dein beblümtes Fest¬ gewand? 2. Du schlummerst nun ent¬ kleidet; Kein Lamm noch Schäflein weidet Auf deinen Au'n und Höh'n. Der Vöglein Lied verstummet, Und keine Biene summet; Doch bist du auch im Schlum¬ mer schön. 3. Die Zweig' und Ästlein schim¬ mern, Und tausend Lichter flimmern, Wohin das Auge blickt! Wer hat dein Bett bereitet, Die Decke dir gespreitet Und dich so schön mit Reif geschmückt? 4. Der gute Vater droben Hat dir dein Kleid gewoben, Er schläft und schlummert nicht. So schlafe denn in Frieden! Der Vater weckt die Müden Zu neuer Kraft und neuem Licht. 5. Bald in des Lenzes Wehen Wirst du verjüngt erstehen Zum Leben wunderbar! Sein Odem schwebt hernieder; Dann, Erde, stehst du wieder Mit einem Blumenkranz im Haar! 174. Tie Bögel im Winter. Friedrich Noll. Originalbeitrag. Lustig ist das Leben der Vögel im Sommer. Wenn aber der strenge Winter eintritt, Eis die Flüsse und Bäche überzieht und fußhoher Schnee die Fluren bedeckt, dann sieht es anders aus. Manche der Vögel wußten freilich der Not zu entgehen: Storch, Schwalbe, Wachtel, Nachtigall und noch manch anderer der gefiederten Sänger haben uns mit Eintritt des Herbstes verlassen und sind in wärmere Gegenden gewandert, wo kein Schnee nnb kein Frost sie schrecken. Aber immer noch groß ist die Zahl der Vögel, die den Winter über bei uns bleiben, und groß ist oft deren Not; denn woher sollten sie auf den schnee¬ bedeckten Feldern Speise nehmen? Höchstens sieht hier und da die dürre Rispe einer Melde oder