nun waren sie ihrer Armut und ihres Hungers ledig und aßen süßen Brei, sooft sie wollten. Aus eine Zeit war das Alädchen ausgegangen. Da sprach die Rlutter: „Töpfchen koche!" Da kocht es, und sie ißt sich satt. Nun will sie, daß das Töpfchen wieder aufhören soll; aber sie weiß das Wort nicht. Also kocht es fort, und der Brei steigt über den Rand hin¬ aus und kocht immerzu, die Rüche und das ganze Haus voll, und das zweite Haus und dann die Straße, als wollt's die ganze Welt satt machen, und ist die größte Not, und kein Nkensch weiß sich da zu helfen. Endlich, wie nur noch ein einziges Haus übrig ist, da kommt das Rind heim und spricht nur: „Töpfchen steh!" Da steht es und hört auf zu kochen, und wer wieder in die Etadt wollte, der mußte sich durchessen. 142. UTld 0r£t$l. Von den Brüdern Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Aufl., besorgt von Reinhold Steig. Stuttgart und Berlin 1906. S. 51. 1. or einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern; das Bübchen hieß Hänsel, und das Mädchen hieß Gretel. Er hatte wenig zu beißen und zu brechen, und einmal, als große Teuerung ins Land kam, konnte er auch das tägliche Brot nicht mehr schaffen. Wie er sich nun abends im Bette Gedanken machte und sich vor Sorgen herumwälzte, seufzte er und sprach zu seiner Frau: „Was soll aus uns werden? Wie können wir unsere armen Kinder ernähren, da wir für uns selbst nichts mehr haben?" — „Weißt du was, Mann," antwortete die Frau, „wir wollen morgen in aller Frühe die Kinder hinaus in den Wald führen, wo er am dicksten ist; da machen wir ihnen ein Feuer an und geben jedem noch ein Stückchen Brot, dann gehen wir an unsere Arbeit und lassen sie allein. Sie finden den Weg nicht wieder nach Hause, und wir sind sie los." — „Nein, Frau," sagte der Mann, „das tue ich nicht; wie sollt ich's übers Herz bringen, meine Kinder im Walde allein zu lassen, die milden Tiere würden bald kommen und sie zerreißen." — „O du Narr," sagte sie, „dann müssen wir alle viere Hungers sterben, du kannst nur die Bretter für die Särge holen," und ließ ihm keine Ruhe, bis er einwilligte. „Aber die armen Kinder dauern mich doch," sagte der Mann. 10*