38 2. Der Slorch. Mit den ersten lauen Märzwinden stellt sich der Klapper⸗ storch ein, von der Dorfjugend mit lautem Geschrei begrüßt. „Der Storch ist wieder da! Storch, Storch, Schnibel, Schnabel,“ so er— schallt's aus allen Gassen. 7tetommt der Mann allein, untersucht das Nest mit sach⸗ verstär“ m Blick, schätzt die Gegend auf den Ertrag an Fröschen, Schnec. an, Würmern und dergleichen vorsichtig ab und verschwindet plötzlich wieder. Nach einigen Tagen kommt er dann mit seinem Weibe. Mit hellem Geklapper wird die glückliche Ankunft ver— 10 kündie 5. Das Nest hat durch die Winterstürme notgelitten; es muß also ausgebessert werden. Und ist die Arbeit getan, wie schmeckt die Ruhe so süßl Von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne beschienen stehen die Störche auf dem Kirchendach, hoch über dem 15 Lärm desß Zages. Die Jungen werden von erfahrenen Eltern gegen das Herab⸗ fallen durch neue Stäbe und Reiser noch besonders geschützt, lernen bald die Gegend kennen und beweisen, daß ihr Auge von Anfang an vortrefflich ist; denn sie erspähen die mit Futter beladenen 20 Alten schon aus großer Ferne und begrüßen sie zuerst durch Ge— bärden, später durch Schnabelgeklapper, so ungeschickt dieses an— fänglich auch sein mag. . Ihr Wachstum währt mindestens zwei volle Monate. Gegen das Ende dieser Zeit hin beginnen sie ihre Schwingen zu proben, stellen sich auf den Nestrand, schlagen mit den Flügeln und unter— nehmen endlich das Wagstück, vom Neste aus bis auf den First des Daches zu fliegen. 6. Den Alten gewährt solche Unternehmungslust der Kinder die größte Freude, sie beginnen nun flugs die notwendige Lehre, 30 machen ihnen alle Bewegungen des Fluges vor und locken sie end— lich auch vom Neste weg. Die Jungen sehen, daß die Kunst ihrer Eltern auch ihnen glückt, lernen schon nach den ersten Ausflügen auf ihre Fittiche vertrauen und unternehmen nun tagtäglich mit den Alten einen 35 Spazierflug über das Dorf hinaus, kehren aber anfänglich noch jeden Abend zum Neste zurück, um hier die Nacht zu verbringen. 5