warte, bis ich mit der Schere komme," ließ den Bären brummen, soviel er wollte, legte sich in die Ecke auf ein Bund Stroh und schlief ein. Die Prinzessin, als sie am Abend den Bären so gewaltig brummen hörte, glaubte nicht anders, als er brummte vor Freuden und hätte dem Schneider den Garaus gemacht. Am Morgen stand sie ganz unbesorgt und vergnügt auf; wie sie aber nach dem Stall guckt, so steht das Schneiderlein ganz munter davor und ist gesund wie ein Fisch im Wasser. Da konnte sie nun kein Wort mehr dagegen sagen, weil sie*s öffentlich versprochen hatte, und der König ließ einen Wagen kommen, darin mußte sie mit dem Schneiderlein zur Kirche fahren, und sollten sie da vermählt werden. Wie sie eingestiegen waren, gingen die beiden anderen Schneider, die ein falsches Herz hatten und ihm sein Glück nicht gönnten, in den Stall und schraubten den Bären los. Der Bär in voller Wut rannte hinter dem Wagen her. Die Prinzessin hörte ihn schnauben und brummen; es ward ihr angst, und sie rief: „Ach, der Bär ist hinter uns und will dich holen!" Das Schneiderlein war stx, stellte sich auf den Kopf und steckte die Beine zum Fenster hinaus und rief: „Siehst du den Schraubstock? Wenn du nicht gehst, so sollst du wieder hinein." Wie der Bär das sah, drehte er um und lief fort. Mein Schneiderlein fuhr da ruhig in die Kirche, und die Prinzessin ward ihm an die Hand getraut, unb lebte er mit ihr vergnügt wie eine Heidelerche. Wer's nicht glaubt, bezahlt einen Taler. 169. Kindliche und brüderliche Liebe. Gotthilf Heinrich von Schubert. Ein Schiff, welches nach Indien fahren wollte, litt Schiffbruch. Ein Teil der Mannschaft rettete sich an das Land. Die anderen versertigten sich aus den Trümmern des Schiffs ein Fahrzeug und 222