Vll. Vom Vater im 194. Her liebe Oott ist zu Hause. 1. 0 fürchte dich nicht in dunkler Nacht, geh ohne Sorg’ im Freien; der Gott, der über uns allen wacht, wird seinen Schutz dir leihen. 2. Er geht im Sonnenschein mit dir, er geht mit dir im Düstern, und was so säuselt dort und hier, ist seiner Stimme Flüstern. 3. Glaub’ nicht, er sei dir jetzo fern, er ist dir nah wie immer. Er hat die frommen Kinder gern, verläßt sie bei Nacht auch nimmer. 4. Und sieht es gleich schwarz und gespenstisch aus, wenn Nacht und Nebel feuchtet,’ der liebe Gott ist doch zu Haus: seine Fenster sind ja erleuchtet. Johann Gabriel Seidl. 195. Wer nicht betet. Ein frommer Bauersmann aß einmal mit mehreren anderen in der Schenke eines fremden Dorfes zu Mittag. Die Leute hatten sich an den Tisch gesetzt, griffen eiligst zu den Löffeln und wollten es sich wohl¬ schmecken lassen. Unser Bauer aber nahm sein Käppchen ab und betete still für sich sein Tischgebet. Ein loser Bursche schaute spöttisch lächelnd zu ihm herüber und fragte ihn: „Nun, ist denn das bei Euch noch Sitte? Sind denn alle so fromm bei Euch?" — „Ach nein!" erwiderte darauf der Gefragte, „hinten in meinem Hofe ist ein Bretterhüuschen, da wohnen zwei drin, die beten niemals, sondern schlürfen und schmatzen gierig darauf los und denken nicht an den Geber aller Gaben." Da verstummte der Spötter und war beschämt; denn er merkte wohl, daß der Bauer seine Schweinchen meinte. G. Schurig.