In all die Sonne und den Frieden hinein fiel jäh die Kunde des Krieges wie ein Donnerschlag, der alle Pläne wild auseinander fegt. Von den höhen, die die Feinde besetzt haben, dröhnen unaufhaltsam die Kanonen. Sie haben sich auf den Bergen fest verschanzt und ihre Ar¬ tillerie eingegraben. Markirch, das zwei Stunden von dem Grenzkamm liegt, wird beschossen. Granaten schlugen ein, rum — rum — ein Kra¬ chen und Brechen und Stürzen in den brennenden Häusern. Man flüchtet m die Keller. Herrschaften, Dienstboten, alles zusammengewürfelt. Man ist jetzt nur noch ein Mensch, der sich fürchtet. Da liegt man in den unter¬ irdischen Bäumen, deren Fenster noch zugemauert wurden, mit wachen Bugen, die jeder Schlaf flieht. Manchmal duselt man ein, von der Müdigkeit übermannt. Rber jäh schreckt man auf. Draußen fliegen die Granaten, und das unheimliche Donnern dröhnt über unseren Köpfen. Die Binder weinen. Ich glaube, die Mütter auch. Vas ist furchtbar, dies Marten und Busharren in der Enge eines Kellers, in den jeden Augen¬ blick eine Bombe sich einen Weg erzwingen kann. Die Franzosen haben es auf Bahn, Post und alle Gebäude abge¬ sehen, in denen sie Deutsche vermuten. Aber die Städte sind tags zuvor geräumt worden, und kein Soldat in grauer Felduniform ist mehr zu sehen. „Sieg auf der ganzen Linie!" funken die Franzosen nach Paris. Rm anderen Tag gegen Abend geht es wie ein Lauffeuer durch die Ortschaften. „Die Franzosen kommen!" Und richtig. Da reiten sie heran in blauen Uniformen mit den charakteristischen Mützen schief aus dem Ohr. hinter ihnen her folgt die Infanterie, ein Regiment hinter dem anderen. Soldaten mit roten Hosen, langen Rockschößen und Käppis aus Marseille, Lyon und den Vogesen, die längst vor Deutschlands Kriegserklärung im stillen mobil gemacht wurden, vielen, vielen wurde gesagt, sie seien zu Manövern an die Grenze bestellt, dort erst erfuhren sie die Wahrheit.... Über eine Woche weht auf dem Rathause die Trikolore, die blau¬ weiß-rote französische Fahne. Dann ändert sich jäh das Bild. Durch die Gebirgstäler, bis in die Ebene hinein, wütet der Kampf. Die Deutschen sind da! Erst will man nicht daran glauben, es seien bloß Patrouillen — es seien — aber nein — sie sind da! Und Schritt um Schritt wollen sie den Voden sich erkämpfen mit Todesverachtung, mit unerbittlicher Wut. Das ist ein maßlos blutiges Ringen. Die Franzosen haben sich fest verschanzt, und ihr Kugelregen hagelt über die deutschen Reihen, aber wo ein Deut¬ scher fällt, scheinen sich wieder drei neue zu erheben.