117 Weise indianischer Naturberedsamkeit aussprach. „deht ihr nieht,“ rief er, „dalß dio Weihen von Körnern, wir aber von Fleiseh leben? Dabß das FPleisch mebr als 30 Monden braucht, um heranzuwachsen und oft selten ist? Dabß jedes jener wunder— baren Körner, die sie in die Erde streuen, ihnen hundertfältig wiederkehrt? Daß das FPleisch, wovon wir leben, vier Füße hab zur FHlucht, wir aber deren nur zwei besitzen, es zu erjagen? Daß die Körner da, wo sie die weihen Männer hinsäen, bleiben und wachsen? Dahbß der Winter, der für uns die Zeit mühsamer Jagden, ihnen die Zeit der Ruhe ist? Darum haben sie so viele Kinder und leben länger als wir. Ich sage also jedem, der mich hören will: Bevor dié Zedern unsers Dorfes vor Alter werden abgestorben sein und die ahornbäume des Tales aufhören, uns Zueker zu geben, wird das Geschlecht der Kornsäer das Ge— schlecht der Fleischesser vertilgt haben, wofern die Jäger sich nicht entschlieben zu säen.“ In der Tat, eindringlicher konnte kaum die praktische Seite der Wahrheit dargetan werden, das dem Ackerbauer die Welt gehört. AMAuf seinem Geschäft, als auf einer unzerstörbaren äußeren Grundlage ruht zuletzt alles, was die Menschheit errungen hat an ditte und Bildung. 2. Was dem Ackerbau diese geistbildende, sittigende Kraft gegeben, war ohne Zweifel die hier so augenfällig hervortretende blbãngigkeit des Menschenwerkes von der über ihm waltenden Macht und die Notwendigkeit unausgesetzter, angestrengter Arbeit. Es ist wahr: auf jenen Inseln der düdsee, auf welche die Sonne mit immer gleicher Liebe blickt, führt der Mensch ein müheloseres Dasein. Der Tahitier, wenn er um seine Hütte eine Reihe von Brotbäumen gepflanzt, hat damit nach Cooks Ausspruch genug getan für sein ganzes Leben, und er darf alles weitère der Natur überlasson. Er braucht nicht wie der Land-— mann rauherer Klimate jahraus, jahrein im sauren Schweißß dem PErdboden seine zweifelhbaften Gaben abzuringen und hinterläßt doch in jenen Bäumen noch ein reiches Erbe. Aber dieses be- neidete Inselvolk ist eben auch nur ein „Volk von Kindern“ und wird es bleiben, solange nicht eine andere Tätigkeit die schlum-— mernden RKräfte stachelt. Mit Recht ist deshbalb von jeher das Ackergeschäft als ein ehrwürdiges, heiliges gepriesen worden, und die Dichtung aller Völker hat aus dem Wachsen und Reifen, aus Saat und Schnitt der Ahren eine Fülle der schönsten Bilder gewonnen. Fromme Gebräuche begleiteten durch lange Jahrhun— derte, ja bis auf den heutigen Tag das Leben des Landmannes; Prucht wie Acker sind geweiht und unverletzlich. Gott selber hält die Hand darüber. Wer Getreide vom Pelde stiehlt, der er— bricht nach altskandinavischem, noch immer gültigem Ausdrucke die Lade, den Schrein Gottes. Wer die Grenze frevelnd verrückt, dessen friedlose Seele geht als Irrlicht in Moor und Sümpfen um.