124 h02 hat manches Geldstück in seinen Kasten hinter das kupferne Zahlbrett geschoben. Auch der Rat ist zufrieden, es ist nur einer tödlich ver— wundet worden; dagegen sitzen einige Marktdiebe gefangen, schlechtes Volk, das hier und da daheim ist. Der Nachrichter wird keine große Arbeit haben. Gustav Freytag (Bilder aus der deutschen Vergangenheit, I. Bd. 1. Abt. Leipzig, Hirzel). 58. Beschaffenheit der Dörfer beim Beginn des Dreibig- jãhrigen Krieges. L. Deutschland galt um das Jahr 1618 für ein reiches Land. gelbst der Bauer hatte in dem langen Frieèden einige Mohlhäbig- keit erlangt. Die Zahl der Dörfer in Thüringen und Franken war etwas gröber als jetzt. Auch die Dörfer waren nicht ganz ohne Schutzwehr; ein breiter Graben, ein Zaun oder eine Wand von Lehm und Stein umgrenzten oft das Dorf; an den Hauptstraben hingen Tore, welche zur Nacht geschlossen wurden. In der Regel war der Kirchhof mit besondrer Mauer geschützt; er bildete mebr als einmal die Burg und letzte Zuflucht der Bewohner. Dorf und Flur wurden dureh Nacht- und Tagwächter beschritten. Die Häuser waren zwar nur von Holz und Lehm in ungefälliger Form, oft in engen Dorfstrahen zusammengedrängt; aber sie waren nicht arm an Hausrat und Behagen. Schon standen alte Obstpflanzungen um die Dörfer, und viele Quellen ergossen ihr klares Wasser in steinerne Tröge. Auf den Düngerstätten der eingefriedeten Höfe tummelten sieh grobe Scharen von kleinem Geflügel; auf den gtoppelãckern lagen mächtige Gänseherden, und in den Ställen standen die Gespanne der Pferde weit zahlreicher als jetzt, wahr- scheinlich ein grober, starkknochiger Schlag, verbauerte Nachkom- men der alten Ritterrosse. Sie waren die stolzeste Freude des Hof- besitzers; daneben standen die „Xlepper“, eine uralte, kleine Land- rasse. Grohße Gemeindeherden von Schafen und Rindern grasten auf den steinigen Höhenzügen und in den fetten Riedgräsern. Die Wolle stand gut im Preise, und an vielen Orten wurde aut feine Zucht gehalten; die deutschen Tuche waren berühmt und Tuch-— waren der beste Handelsgegenstand nach andern Ländern. Diese deutsche Wolle, das Ergebnis einer tausendjährigen Zucht, ist den Deutschen im Kriege verloren gegangen. Die Dorfflur lag — wo nicht die altfränkische Hlurteilung in lange Bänder sich er— halten hatte — in drei FPelder geteilt, deren Hufen viel gespalten und Beet für Beet sorgfältig versteint waren. Der Acker war nicht ohne höhere Kultur. Ein feinmehliger, weiber Weizen wurde in das Winterfeld gesät. Außerdem brachten Anis und daflor gutes Geld; auch der Kardenbau war altheimisch; von Olsaaten wWurden Rübsen und Raps gesät. Der Hlachs ward sorgfältig dureh dié Wasserröste zubereitet, und dieé bunten Blüten des