1 D . „Holla, nichts ist's!“ schrie eine vorlaute Stimme. „Da ging' ja die ganze Geschichte hinter sich! Wenn ich meinem Alten seine FPlinte losschieben mub,, lieg' ich alsfort auf'm Buckel!“ „Narr, halte die FHlinte hinter dich und schieß' rückwärts! Nachher liegst du gleich auf der Nasen!“ entgegnete Paule über- legen. „Drum eben wird die Rauchkutsche verkehrt vorgespannt. Auf allen Bildern sienbt man auch, wie der Rauch zurückfährt. Drum mubß ja der Wagen vorwärts!“ „Geht weg, das ist Teufelswerk!“ sagte der Schäferspeter und stand auf. „Ieh dank' meinem Herrgott, daß ich so al bin. Ein gutes Ende nimmt das einmal nicht. Wünsch' eine gerub— same Nachtl“ „Der Peter hat recht,“ meinte der Schneider. „Was geht allein für Eisen auf bei solchem Bahnbau — möcht' wahrhaftig wissen, wo zuletzt das Bisen herkommen soll!“ „Schmied, daßß du dir noch einen richtigen Vorrat Pisen ein- legst!“ schrie der Eckenhanfrieder. „Um fausend Gotteswillen, ihr Nachbarn, was soll draus werden? Womit wollen wir ins— künftig unser Gerät beschlagen?“ „Und was erst soleh ein Peuerwagen für Holz fresson magl“ Klagte der Vagnerspaule. „Mir wird's grün und blau bei der Geschichte! Unsre paar Hölzle (Wäldehen) werden bald weg- geputat sein! Und 's Vieh und 's Getreid' fährt uns die Eisenbahn vor der Nas' fort. Wir können zusehen, wo wir Nahrung finden,“ sagte der Schneider. „Ja, wenn's das nur wäre!“ sagte Paule gewichtig. „Aber das Elend liegt noch ganz wo anders! Rechnet's aus, was der Eeuerwagen den Tag über für einen Qualm in die Luft plustert: Wo soll der Rauch zuletzt hin? — Ich frag euch: wohin?“ Da es die Nachbarn natürlich nicht wubten, fuhr er selbstbewubt fort: „Nirgends hin! — Da bleibt er! — Ja, ja, 's ist nicht anders! Oben an den Himmel legt er sich, dabß nicht Sonne, nicht Mond durcehkann, und die zweite ägyptische Finsternis ist fertig!“ „Hoho, Paule, Ihr schneidet auf!“ schrie die vorwitzige Stimme von vorhin. „Der Schullehrer hat gesagt, in Engelland gãbe es seit zwanzig Jahren nichts als Disenbahnen, und es stehe noch auf dem alten FPleck!“ „Bist fertig, du Grünschnabel?“ erwiderte Paule verächtlich und holte ein Zeitungsblatt aus der Tasche. „Da! — lest's selber! — Da steht's schwarz auf weih: Verwichen war wieder in Lon- don ein Nebel, so dick und schwarz; am Tage mubten sie die Laternen anzünden. Nu — vas sagt Ihr jetzt — he?“ „Daß sich Gott erbarm'!‘ jammerte die Mirtin. Heinrich Schaumberger: Im Lirtenhaus.