216 GMGMGMriMGGMiIMGMUMi nötig waren und es heute noch sind, überall ein Fahrwasser von ge¬ nügender Breite und Tiefe herzustellen und zu erhalten, damit auch bei niederem Wasserstand die Großschiffahrt noch aufrecht erhalten bleiben könne. So wird es der Strecke, die wir bis jetzt durchfuhren, niemand leicht ansehen, wieviele Millionen gleich einem anderen Nibelungenhort auch hier in den Rhein versenkt worden sind. Und sieh, da ist die Stadt der Nibelungen, mit ihrem schönen Dom, ihrem Lutherdenkmal und ihren mittelalterlich-reichsstädtischen Erinnerungen, das aufblühende Worms. Nasch führt uns der Schlepper daran vorbei, dem „goldenen Mainz" mit seinem uralten vom ent¬ gegen und von da in den gesegneten, weinberühmten Nheingau hinein. Ein plötzlich niedergehender Regen verhüllt mir die Gegend und vertreibt mich von meinem aussichtsfreien Platze auf dem verdeck in die Schiffswohnung hinab. „Ihnen ist der Regen gewiß lieber als mir", sag' ich zu dem Schiffer- „denn bei der Trockenheit der letzten Wochen ist der wasser¬ stand sicher sehr zurückgegangen." Doch er verneint und belehrt mich, daß die ersten Sommermonate für die Schiffahrt nicht die schlimmen seien. Sie schmelzen den Schnee der Rlpen und führen dem Rhein genügend Wasser zu, selbst wenn es in seinem übrigen Gebiet wenig regnet. Line Stunde und länger hielt der Regen an, dann brach noch einmal freundlich und warm die Abendsonne hervor, breit öffnete sich, wie ein See, mit grünen Inseln und rebenreichen Ufern der Strom. Rüdesheim, der Rochusberg und das liebliche Bingen und auf der höhe zur Rechten in großartiger Pracht, die Rrone in der Germania Hand von den letzten Sonnenstrahlen beglänzt, das Nationaldenkmal auf dem Niederwald. Der Mäuseturm nähert sich rasch, seine ausgesteckte rote wahrschauflagge zeigt uns das Bingerloch frei zur Durchfahrt. Da ist es schon, das gefürchtete. Nun, heute hat es viel von seinem üblen Ruf verloren. Man hat die quer durchs Strombett ge¬ lagerte Felsbarre so weit ausgesprengt, daß ein Fahrwasser von dreißig Metern Breite entstand. Lin zweites Fahrwasser am linken Ufer erleichtert außerdem den Schiffsverkehr. Ls wird allmählich dunkel, und vor Raub, im Angesicht des Blücherdenkmals, legt unser Schleppzug nieder. Schiffsleute find Früh¬ aufsteher, und ich nehme mir vor, gleichfalls früh bei der Hand zu sein. Aber die frische Wasserluft hatte es mir angetan,' ich schlief fest und lange, und als ich erwachte, da war der sagenbekannte Lurlei- felsen — auch er schreckt heute den Schiffer nicht mehr — bereits vor¬ bei. Dafür klang und fang mir's allüberall aus den altersgrauen Städtchen und Ortschaften mit ihren Rirchen und Rapellen, aus den Trümmern alter Ritterburgen auf den Bergen, aus jedem Winkel dieser schroffen Felsenhöhen mit ihren dem kleinsten Lrdfleckchen ab¬ gerungenen Rebpflanzungen von freundlichen und traurigen Geschich¬ ten und Märchen aus alten Zeiten. In diesen Ton dringt bei dem prächtigen Roblenz — der Niederwald hat ihn schon angeschlagen —