—— ——n-j | I I | 328 Dritter Teil. Unser Vaterland. Rindes und später des Pferdes, für die tiefere Bearbeitung des Kultur¬ bodens mit der hacke und mit dem Pflug und für die stärkere Düngung des Ackers auch mit tierischem Rot. Damit ist die Menschheit beim segenspendenden Ackerbau angelangt, dessen Symbol das Rind ist, das dampfend die Ackerfurche zieht. Selbst in der deutschen Land¬ wirtschaft werden heute noch 2Vs Millionen Rinder zur Ackerarbeit verwendet gegen 2V2 Millionen Pferde, während in südlichen und östlichen Ländern die Benutzung des Rindes zur Bodenarbeit auch in der Gegenwart noch weit mehr überwiegt. 4. Der Ackerbau hat sich nun im Laufe der Jahrhunderte je nach dem Stande der Volkswirtschaft, der Dichtigkeit der Bevölkerung und der Entwicklung der Verkehrsverhältnisse in verschiedenen Formen oder Feldsystemen bewegt. Auf unentwickelter wirtschaftsstufe wird vielfach der Boden in der weise benutzt, daß man aus der gesamten anbaufähigen Gemarkung einen beliebigen Teil zum Acker¬ bau herausnimmt, um nach längerer oder kürzerer Ausbeute eine andere Stelle zu wählen und die verlassene als weide zu benutzen. Dies ist die wilde Feldgraswirtschaft. Die nächsthöhere Form des Ackerbaus ist die Felderwirtschaft, bei der aus der ganzen Feldmark ein bestimmter Teil als dauerndes Ackerland ausgeschieden wird, während der übrige Teil zur sog. ewigen Weide dient. Die Felderwirtschaft teilt das Ackerland in ertragsmäßig gleiche Teile, Felder oder Schläge genannt. Je nach der Zahl der Felder heißt diese Wirtschaftsform Ein-, Zwei-, Drei-, vier- oder Fünffelderwirt¬ schaft, unter welchen die Dreifelderwirtschaft die bekannteste und in früher Zeit verbreitetste war. Sie teilte das Ackerland in drei Felder, von denen in stetigem Wechsel das eine mit Winterkorn, das andere mit Sommerkorn bebaut war und der dritte Teil un- angebaut oder brachliegen blieb. Bis in das 19. Jahrhundert hinein ist der größte Teil des deutschen Kulturbodens in dieser Dreifelder¬ wirtschaft bebaut worden, welche die Germanen von den Römern übernommen haben. In Gebieten mit reichen Niederschlägen, wie in Schleswig-Holstein, hat sich die (geregelte) Feldgraswirtschaft ausgebildet- sie teilt das gesamte baufähige Land, im Gegensatz zur wilden Feldgraswirtschaft, in Schläge oder Koppeln und nutzt sie als Acker und weide in einer bestimmten Reihenfolge. Die Frucht¬ wechselwirtschaft kennt nur Ackerland. Der ganze baufähige Loden ist bei ihr dem Pfluge unterworfen. Sie teilt ihr Ackerland auch in Felder oder Schläge, doch werden diese nicht mehrere Male hintereinander mit Halmfrüchten, sondern auf der Grundlage eines plan¬ mäßigen Fruchtwechsels bebaut. Sie strebt, die aussaugende Wirkung mehrerer aufeinanderfolgenden Halmfrüchte durch die chemische und physikalische Wirkung der Blattfrüchte, Hülsen-, hack- und Handels¬ früchte auszugleichen. Die freie Wirtschaft endlich ist überhaupt nicht an eine bestimmte Fruchtfolge gebunden, sondern treibt diejenige Produktion, nämlich Körner- oder handelsgewächsbau oder Viehzucht, welche nach den Marktverhältnissen die gewinnbringendste ist.'