— 121 — rtlinger haut wie ein Rasender um sich. „Wartet's nur a wengerl, ihr Kanalljes frangsäs! Wo der Schmied-Xaverl von Reutlingen hinhaut, da wachse ka Kirsche mehr!“ Und er schlägt sich wirklich durch. Graf Zeppelin, ein badischer Offizier und der Reutlinger Schmied entkommen glücklich in die Weite und jagen im gestreckten Galopp auf möglichst gedeckten Wegen wieder heimwärts; sie suchen die Bayrische Pfalz zu erreichen, was ihnen im CLaufe des andern Tages auch gelingt. — Der Boden im Elsaß ist ihnen ein wenig warm unter den Füßen geworden; aber, wenn's auch Opfer gekostet, die Hauptsache ist erreicht: sie können den Rapport überbringen, daß von Mac Mahon noch nichts zu hören und zu sehen, daß das Elsaß fast noch frei von Truppen und ein Angriff nicht zu erwarten ist. Zwei Offiziere und zwei Dragoner, zum Teil verwundet, waren in französische Gefangenschaft gefallen, und auch zwei andere, die fürs erste zwar ebenfalls entkommen waren, wurden am nächsten Tage von den ergrimmten Elsässern gefaßt. Beschämt und erbittert darüber, daß es dem Feinde möglich gewesen, bis hinter Wörth unaufgehalten das Land zu durchstreifen, hatten sich die „Patriotischen“ mit Sensen, heugabeln, Knütteln und alten Flinten bewaffnet und waren nun hinter den beiden Flüchtigen her. Da diese verwundet waren, wurde es den Verfolgern nicht allzuschwer, sie einzuholen und sich ihrer zu vergewissern. Der tödlich verwundete Leutnant von Winsloẽ aber ward mit den gefangenen Dragonern nach Niederbronn gebracht, wo er noch am selben Tage seiner Wunde erlag, nachdem ihm der schnell herbeigerufene lutherische Pfarrer das heilige Abendmahl gereicht. — Andern Tags trugen französische Chasseurs Deutschlands ersten Toten zu Grabe und erwiesen ihm mit den üblichen Salven die letzte militärische Ehre — inmitten der Schrecken und Rauheiten des Kriegslebens ein erhebendes Bild edler Menschlichkeit, ein beredtes Zeugnis für das alte Wort: Im Grabe ist Frieden! Frida hornig. 73. Wie 1870 das erste französische Geschütz erobert wurde. Nahe bei dem obern Husgange des Obermarktes in Görlitz steht der edelgeformte Reichenbacher Torturm und ihm gegenüber der massige Kaiser— trutz. hier ist die Grenze der alten Stadtfeste. Bei dieser Stätte ruhm— reicher Verteidigung in alter Zeit ist den tapfern Kriegern des ersten Zollernkaisers ein Denkmal gesetzt worden. Wie schlicht es aussieht! Eine Steinbank. eine Rückwand mit Steinbildern und eine halbzerschossene Kanone. Je länger wir aber die Bilder schauen, desto lebendiger er— scheinen uns die treuen Krieger, die dort von Vater und Mutter, Bruder