Der Elektromotor in der Werkstatt. 225 doch mit Ausnahme der neuen Fräsmaschine und der Schweifsäge schon jahrelang kannte. Endlich blieb er vor einem kastenähn- lichen Behãlter in der Ecke stehen. An der deite desselben befand sich eine Riemenscheibe mit einem Treibriemen, welcher über eine grohe Scheibe an der Decke führte. Diese bildete wiederum das Ande einer langen Welle. Von ihr aus schlangen sich die DTreib- riemen nach den Arbeitsmaschinen, die rechts und links ihre Auf- stellung gefunden hatten. Seit gestern war sein Stolz, die neue Einrichtung, im Betrieb. 2. Eben wollte er wieder seineé Wanderung beginnen, als sich die Tür der Werkstatt ösffnete. Das war endlich der so sehnsüchtig Erwartete, sein Freund Konrad, Schlossermeister an demselben Orte. Freudestrahlend ging er ihm entgegen. Nach kurzer Be— grüßung führte er ihn sofort vor die geheimnisvolle Kiste in der HDcke und sagte: „Hier siehst du den Erzeuger der zwei Pferde-— krãfte, mit dem ich nun meine Maschinen treibe.“ „Vorläufig sehe ich aber noch gar nichts,“ versetzte Meister Konrad; „ssteckt denn der neue Motor in dieser Schachtel?“ „Allerdings!“ lautete die Antwort. „Das feine Holzmehl, welches beim Sägen und Ab- schleifen erzeugt wird, würde ihn bald vollständig verstauben lassen. Deshalb die Maskerade. Zugleich bedeutet die Verkapse-— lung einen Schutz gegen unberufene Hände.“ „Ganz gut! Nun lüfte aber erst einmal die Kappe!l — Hm! — sonderbares Ding, und so niedlich. Wo sitzt denn da eigentlich die Porsche?“ „Die liegt in seiner Behendigkeit“, sagte der Tischlermeistor. „Uüber 1000 Umdrehungen leistet er in der Minute. Diese Geschwindigkeit mub; erst dureh öÜbertragung auf die gröbere Riemenscheibe ge— mãhigt und dadurch in Kraft umgesetzt werden.“ „Man sollte doch kaum für möglich halten,“ erwiderte der andere, „daß; dieses Maschinchen deineé ganze Werkstatt treiben kann. Ubrigens soll es sich trotz seiner Kleinheit schwer behandeln lassen, habe ich gehört.“ „Da hast du dich wobl verhört“, antwortete Meister Schröter. „Etwas Einfacheres kann's ja kaum geben. dieh her! Dies hier an der Wand ist das sogenannte Schaltbrett. Dessen Apparate müssen vom Strome durchlaufen werden, ehe er zum Motor gelangen kann. Da erblickst du zu oberst ein Mebinstru— ment. Es sieht dem Manometer einer Dampfmaschine nicht un- ähnlich. Dessen Zeiger gibt mir die Elektrizitätsmenge an, mit der ich gerade arbeite. Die Mebeinheit heißt Ampere und das Instrument Amperemeter. Darunter befindet sich der Anlab- widerstand. Jetzt will ich zunächst den kleinen Hebel rechts in seinen Kontakt drücken, um den Strom einzuschalten.“ NMeister Konrad bückte sich schon nach dem Motor und wunderte sich, daß er noch nicht lief. „Der Strom ist wohl eingeschaltet,“ sagte der Tischlermeister, „aber er geht noch nicht durch den Anker, den drehenden Teil dèr Maschine. Erst mub; ieh noch die Wider— Kälker-Rodig, Lesebuch. 4. Aufl. 55 14