123 ist denn Neues an diesem Wirtschaftsv erfahren? Lupinen bauten unsere Vorfahren schon, seit sie Anfang des Jahrhunderts aus Italien zu uns gebracht sind, der Nutzen des Mergels ist lange bekannt, Kali— falze und Phosphate sind auch nicht neu! — Wohl waren sämtliche Bausteine vorhanden, aber der Baumeister, der sie praktisch zu einem Ganzen gefügt hat, ist Schultz-Lupitz geworden. Er legte dar, wie im einzelnen Falle die Anwendung zu erfolgen, wie jeder nach seinen besondern Verhältnissen diese Düngung einzurichten habe. Er hat fest— gestellt, der Wissenschaft weit vorauseilend, daß es „stickstoff— fammelnde“ Pflanzen gibt, daß diese als Vorfrucht eine Stick— stoffdüngung bei der Nachfrucht überflüssig machen. Hellriegel fügte später die wissenschaftliche Erklärung hinzu, wie die Balterien, die in den Wurzelknöllchen der Schmetterlingsblüter, z. B. Lupinen, Bohnen u. a. vorhanden sind, diese Pflanzen befähigen, Stickstoff aus der Luft aufzunehmen. So können wir wenigstens zu einem Teil die teuren Preise für den Zukauf von Stickstoff aus dem Aus— lande sparen. Das ist sein vornehmstes Verdienst. Schultz hat weiter nachgewiesen, daß der Roggen auch nach stickstofffammelnder Vorfrucht nicht gut gedeiht, wenn ihm die nötige Kali- und Phosphorsäuregabe fehlt; Bedingung für leichten Boden ist daneben die Mergelung. Bis dahin galten die Sprichwörter: Der Mergel macht reiche Väter und arme Söhne“ und „Der Mergel ist die Peitsche, womit man das letzte aus dem Acker herausholen kann“. Das ist an sich richtig; der Mergel bewirkt eine schnelle Umsetzung der Nährstoffe im Boden. Das Verdienst von Schultz besteht aber gerade darin, die Mergelung nicht zu einer „Ausmergelung“ werden zu lassen, sondern zu einer dauernden, segensreichen Be⸗ triebseinrichtung, indem er darauf hinwies, man müsse dem Acker wieder zuführen, was man ihm an Pflanzennährstoffen ent— zogen hat. Im Verfolg des Gedankens, die stickstoffsammelnden Pflanzen auszunutzen, kam Schultz auf den Zwischenfruchtbau und zur Grün⸗ düngung. Es wurmte ihn, daß er eine ganze Lupinenernte als Futter für den nachfolgenden Roggen hingeben und unterpflügen mußte. Das war ihm zu teuer. Er versuchte, die Gründüngungspflanzen nach dem abgeerntelen Roggen anzubauen. Und siehe da, es gelang. Bei guter Düngung entwickelten sie sich in der kurzen Zeit bis zum Zerbst schnell genug, um ausgiebige Grünmassen mit reichlichem Stick⸗ floff zu liefern, so daß danach mit größtem Erfolge im nächsten Jahre eine Sommer- oder Hackfrucht angebaut werden konnte. Mit dieser Wirlschaftsgrundlage konnte Schultz auch die an⸗ spruchsvolleren Früchte kultivieren. Wer hätte es der Wüstenei Lupitz prophezeit, daß dort 1894 an Zuckerrüben 810 Zentner vom Hektar geerntet werden sollten! Im Jahre 1883 nahm Schultz-Lupitz an der Gründung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft teil. Schon nach zwei Jahren hatte er es bewirkt, daß der Preis des Kainits von 0, 95 M. für