Brief eines preußischen Soldaten an seinen Vater. Uns aber jüngt er Blut und Mark und scheucht uns Gram und Grillen und macht uns Arm und Seele stark um unsres Kaisers willen. Er färbt uns tiefer Stirn und Wang' mit scharfen Nordlandsbrisen. hei, Seeluft, frischer Thatendrang, Dein Kommen sei gepriesen! sschon hebt die Flagge sich am Mast, schon regt es sich im Reiche, schon träumt von einem jungen Ast die alte deutsche Eiche. Und wie verschollner heldensang durchwühlt's den starken Kiesen. hei, Seeluft, frischer Thatendrang, dein Kommen sei gepriesen! G. Schwab. 245 — — 3. Brief eines preußischen Soldaten an seinen Vater. Es ist wahr und gewiß, lieber Vater, das Soldatenleben striegelt und putzt den Mann, und wer kein Soldat gewesen ist, der ist kein rechter Mann. Wir haben einen grundgescheiten Kameraden in der Kompagnie, einen Gefreiten, der ist ganz mit mir einverstanden, und der sagt auch: jeder großjährige Mann im Staat ist Bürger, das ist ein schönes Wort, das ist der schönste Titel, den man haben kann. Ein Bürger steht mit allem, was er hat, mit seinem ganzen Leben dafür ein und ist Bürge, daß Ordnung und Recht im Staat ist, und daß niemand, heiße er so oder so, dem Staat was anhaben kann. Jeder Bürger soll mithelfen, die Gesetze machen, die über ihn regieren sollen. Jeder Bürger giebt seine Stimme dazu, wie man die Steuern umlegen soll, daß keinem Unrecht geschieht, und daß eine ordentliche Haushaltung geführt wird. Jeder muß helfen den Staat erhalten, durch Steuern und Soldatsein, dann erst ist er ein rechter Bürger. — Vor Zeiten hat man Soldaten gehabt, die den Staat gar nichts an— gegangen sind; sie haben gerade dem gedient, der sie am besten bezahlt hat. Jetzt ist das anders. Jetzt sind lauter Bürger Soldaten. Sie verteidigen und schützen ihre eigene Sache, und darum muß auch jeder Soldat Bürger, und wieder jeder Bürger Soldat sein. Als Soldaten tragen alle Bürgerssöhne gleiche Röcke und gleiche Kappen. Das ist gut, da lernen sie alle miteinander, hoch und nieder, einsehen, daß sie im Staat gleich sind und gleich sein sollen. Darum lob' ich's, daß jetzt ein jeder Soldat sein muß; heiß du wie du willst, und sei du wer du bist. — Ich habe erfahren, daß früher in einzelnen deutschen Staaten alle Burschen, die zwanzig Jahr alt waren, vor eine Art Glücksrad gestellt wurden, und wer eine hohe Nummer herauszog, brauchte nicht Soldat zu werden. Wer eine hohe Nummer gezogen hat, den hießen sie frei. Das ist mir eine schöne Freiheit! Man begeht eine Sünde an dem heiligen Wort, wenn man's in diesem