185 „Gehe heim, wackerer Mann; wir wollen uns schon ohne Führer behelfen." A. H. Petiskus. 180. Die Witwe und der Landwehrmann. Eine in Leipzig wohnende Witwe mit vier kleinen Kindern bekam einen preußischen Landwehrmann als Einquartierung auf einen Tag. Zu Mittag gab's Kartoffelmus, für den Soldaten besonders noch eine Bratwurst dazu. Während die Frau noch einmal nach der Küche geht, vertheilt der Landwehrmann die ausschließlich für ihn bestimmte Bratwurst unter die vier Kinder, die sich die Gabe auch sofort wohlschmecken lassen. Die Witwe kehrt zurück, und als sie sieht, was geschehe:! ist, gibt sie den Kindern ihren Unwillen darüber zu erkennen, daß sie die Wurst essen. Dahinter aber verbarg sich die Angst, der Landwehrmann werde an Stelle der Wurst etwas anderes verlangen. Dieser beruhigte sie vollkommen, indem er hinzufügte, er habe zu Hause gerade auch vier Kinder, wobei es ihm plötzlich naß in den Augen ward, und er aß zum Gericht ein Stück Brot. Nach dem Abmarsche des Landwehrmannes erschien bei der Witwe ein Dienstmann und brachte einige Packete mit Kaffee, Zucker und Reis und einen Gruß an Mutter und Kinder von ihrer Einquartierung. F. Schmidt. 181. Die Wichtelmäimer. Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm geworden, dass ihm endlich nichts anderes übrig blieb als Leder zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend die Schuhe zu, die wollte er den nächsten Morgen in Arbeit nehmen, und weil er ein gutes Gewissen hatte, so legte er sich ruhig zu Bett, befahl sich dem lieben Gott und schlief ein. Morgens, als er sein Gebet verrichtet hatte und sich zur Arbeit niedersetzen wollte, so standen die beiden Schuhe ganz fertig auf seinem Tisch. Er verwunderte sich und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er nahm die Schuhe in die Hand, um sie näher zu betrachten: sie waren so sauber gearbeitet, dass kein Stich daran falsch war, gerade als wenn es ein Meisterstück sein sollte. Bald darauf