109 171. Späh lein im Winter. Du liebes, kleines Spätzlein du, Dort auf dem dürren Ast, Warum schreist du denn immerzu? — Ach, weil du Hunger hast! — Der liebe Gott hat zugedeckt Die Berge und das Thal, Und unter weißem Schnee versteckt Die Körnlein allzumal. Der liebe Gott doch an dich denkt. Komm' Spätzlein, komm' zu mir; Mir hat er Brot genug geschenkt, Davon geb' ich auch dir. So komm nur her, Grauröcklein du, Gott hat es dir geschickt; Friß dich hier satt in guter Ruh, Nur fleißig aufgepickt! Husch, husch! — Da fliegt es wieder hin, Wohl in die weite Welt, Und flattert mit vergnügtem Sinn Durchs weiße, kalte Feld. Der liebe Gott gibt alle Tag Ihm gern sein Bißchen Brot, So daß es nicht verhungern mag Auch in des Winters Noth^ Cb. Dieffenbach. 172. Der Sperling. Den Sperling in seinem grauen Röcklein kennt jedes Kind. Man sieht ihn überall auf unsern Höfen, Strassen, in den Gärten und auf den Feldern. Sein Nest hat er unter Dächern, in altem, zerfallnem Gemäuer und in hohlen Bäu¬ men. Von Recht und Gerechtigkeit weiss dieser Bursche nichts. Ohne weiteres dringt er bei der friedlichen Schwalbe ein. Er wirft sie aus ihrem eigenen Hause zur Thür hinaus