94 — in der Regel schon zufrieden. Wer nun wissen möchte, wie eine Zeitung enlsteht, den bitten wir, uns auf einem kurzen Besuch bei einer großen Zeitung zu begleiten. Vorerst etwas Geschichtliches. Das Wort Zeitung bedeutet ur— sprünglich Nachricht, wie man denn auch heute noch zuweilen in altertümlicher oder poetischer Sprache von einer „guten Zeitung“, das heißt von einer guten Nachricht spricht. Gedruckte Sammlungen von Neuigkeiten erschlenen schon im 16. Jahrhundert, namentlich zur Zeit der Messen und Jahrmärkte oder bei sonstigen Gelegenheiten, wo viele Menschen zusammenkamen. Die erste regelmäßig halb— jährlich erscheinende Sammlung von Nachrichten gab Konrad Lauten— 3 in Frankfurt a. M. vom Jahr 1590 an unter dem Citel Resationes semestrales“ (Halbjährliche Berichte) heraus. Der volle Titel eines der ältesten dieser Berichte lautet wörtlich: „Aller Für— nemmen und gedenckwürdigen historien, so sich hin und wider in hoch und Nider Teutschland, auch in Franckreich, Italien, Schott und Engelland, Hhisspanien, Hungern, Polen, Siebenbürgen, Wallachen, Moldaw, Türkey ꝛc. inn diesem 1609. Jahr verlauffen und zutragen möchten. Alles auf das trewlichst wie ich solche bekommen und zu wegen bringen mag, in Truck verfertigen will.“ In Frankfurt a. M. erschien auch die erste wöchentlich ausgegebene Zeitung; sie wurde vom Buchhändler Egenolf Emmel vom Jahr 1615 an herausgegeben. Frankfurt a. M. kann demnach als Geburtsort der Zeitung an— gesehen werden. Machen wir nun dem Zeitungsgebäude unsern Besuch. Schon die Größe desselben zeigt uns, daß hier ein umfangreiches Geschäft betrieben wird. Zu ebener Erde befinden sich die Räumlichkeiten der Expedition, wo die Bestellungen und die Anzeigen entgegengenommen werden. Gleichfalls zu ebener Erde sind auch die Räüme, wo die Zeitungsexemplare für die Stadtträger, sowie für den Eisenbahn— transport abgezählt, verpackt und expediert werden; Wagen mit schnellen Pferden stehen bereit, um die Zeitung, sobald sie fertig ist, mõöglichst rasch auf die Post und auf die Bahn zu bringen. Im ersten Stock befinden sich die RKäume der Verwaltung, die Administration, die Kasse- und Buchführung, die Bibliothek u. s. w. Im zweiten Stock ist die Redaktion, das heißt die Stelle, wo der Hauptteil der Zeitung, ihr Lesestoff und ihr geistiger Inhalt zubereitet wird. Jede große Zeitung hat zehn bis zwanzig Kedakteure, von denen jeder einen bestimmten Teil des Stoffes zu behandeln hat. Da gibt es Redakteure für innere und äußere Politik, für Nationalökonomie und Sozialpolitik, für Lokales und die Gerichtszeitung, für Handel und Börse, für Literatur und Kunst. Die Redakteure haben die Tages— ereignisse zu besprechen, sowie die einlaufenden Artikel, Briefe und Telegramme zu prüfen und druckfertig zu machen; sie haben außer— dem die bedeutendsten andern Blätter nachzusehen und von ihrem Inhalt Kenntnis zu nehmen. Jede große Zeitung hat an allen wichtigen Orten ihre Vertreter, die alles Bemerkenswerte brieflich und sfelegraphisch zu berichten haben; sie hat zudem zahlreiche