439 alle die wunden Stellen des Heerwesens mit sicherm Griff heraushob, die Mittel zur Heilung richtig angab. Zu Scharnhorst aber gesellte sich eine Schar jüngerer Kraͤfte, die wie er der gesamten geistigen Arbeit der Zeit mit lebendigem Verständnis folgten, staatsmännische Köpfe, die das Heer als eine Schule des Volkes, die Kriegskunde als einen Zweig der Politik betrachteten. Ihr stilles Wirken hat nicht nur die Waffen geschliffen für den Kampf der Befreiung, sondern auch das preußische Heer wieder in Einklang gebracht mit der neuen Kultur und dem deutschen Heerwesen für alle Zukunft das Gepräge ernster Bildung, geistiger Frische und Rührigkeit gegeben. Steins kraftvolles Wirken für sein Vaterland erregte den Argwohn des Franzosenkaisers. Er erklärte ihn in die Reichsacht und beraubte ihn seiner Besitzungen. Der Geächtete folgte einer Einladung des russischen Kaisers Alexander 1. und ging mit seinem treuen Freund Arndt nach Petersburg, um von dort aus für Deutschlands Befreiung tätig zu sein. Seine dankbaren Zeitgenossen schrieben auf seinen Leichenstein: „Demütig vor Gott, hochherzig gegen Menschen, der Lüge und des Un— rechts Feind, hochbegabt in Pflicht und Treue, unerschütterlich in Acht und Bann, des gebeugten Vaterlandes ungebeugter Sohn, in Kampf und Sieg Deutschlands Mitbefreier!“ — Mit Recht nannte man ihn des Rechles Gruudstein, der Deutschen Edelstein, des Feindes Eckstein. Nach BH. v. Creitschke. 193. Ernst Moritz; Arndt — „ein gutes, altes deutsches Gewissen.“ zu den Männern, die im 19., Jahrhundert auf das deutsche Geistesleben einen tiefgehenden Einfluß ausgeübt haben, gehört auch Erust Moritz Arndt. Er wurde am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1769 auf der Insel Rügen geboren, zur selben Zeit, als auf der Insel Korsika Bonaparte in der Wiege lag. Arndts Eltern besaßen ein kleines Bauerngut, und Ernst Moritz wuchs als ein weidlicher hirtenbub heran, der seines Vaters herde huͤtete. In dem Umgang mit der Natur empfing das naturfrohe Gemüt des Knaben edle Nahrung. Später besuchte Arndt das Gymnasium zu Stralsund und studierle vor allem Geschichte und völkerkunde. Keisen ins Ausland machten ihn dann persönlich bekannt mit den Sitten und Staatseinrichtungen fremder Völker. Der Vergleich mit dem Ausland schärfte seinen Blick für die Eigenart deutschen Wesens. So bestätigte sich bei ihm die alte Wahrheit des Spruchs: „Wer nicht hinausgeht, kommt nicht heim.“ Das erste oöffentliche Auftreten Arndts fällt in die Zeit der tiefsten Not, da Deutschland unter der Zwingherrschaft Napoleons seufzte. Damals — es war im Jahr 1806 — erhob sich E. M. Arndt, Geschichtsprofessor an der Universität Greifswald, als der Pprophet des deutschen Gewissens. Nach echter Prophetenart