324 absolut; sein Wille ist Gesetz. Die Unzufriedenheit darüber ist im Volke fortwährend im Steigen. Eine geheime Partei, deren Mitglieder sich Nihilisten nennen, weil sie an nichts glauben und von dem Bestehenden nichts übrig lassen möchten, treibt mit allen Mitteln der Revolution entgegen. Das Ausland. 151. Sennenleben in den Alpen. Die Alpenwirtschaft ist ganz anders, als man sich dieselbe bisweilen denkt. Sie wird nur während des Spätfrühlings, im Sommer und bis in die ersten Herbstmonate hinein betrieben. Während des Winters herrscht in den Alpen ebensogut Stallwirtschaft, wie überall bei jedem Bauer. Derjenige nun, welcher mit seiner Herde während der guten Jahreszeit ins Gebirge hinaufzieht, ist ein Senn. In der Schweiz und in den Algauer Bergen ist's Aufgabe der Männer, in den östlichen Alpen, im bayerischen Oberlande und in Osterreich meist Geschäft der Weiber, der „Sennerin, Almerin“. Nicht jeder viehbesitzende Gebirgsbauer fährt selbst auf die Alp; die Größe seiner Herde entscheidet darüber. Wer 24 und mehr Kühe besitzt, heißt ein „Sennten-Bauer“, weil diese Anzahl, besonders wenn ein Zucht— stier dabei ist, ein „Senntum“ genannt wird. Solche größere Viehbesitzer haben entweder eigene Alpweiden, oder sie nehmen deren in Zins, oder sie benutzen die Gemeinde-Alpen. — Kleinere Bauern, die nur wenige Kühe besitzen, gehen im Frühling wohl persönlich in die Voralpen; aber wenn das Vieh dann im Juli und August in die höheren Weiden getrieben wird, übergeben eine Anzahl von Nachbarn ihr Vieh einem gemeinsamen Sennen, mit dem sie dann am Schluß der Alpzeit Abrechnung halten. Der Winter verläuft einförmig und still. Die Alpendörfer sind tief eingeschneit; oft fehlt die Verbindung von einem Thaldorf zum andern, oft sogar, wo die Häuser weit zerstreut im Grunde liegen, die Verbindung der Wohnungen untereinander. Die einzigen Geschäfte, welche die Thal— bauern in die Höhe locken, sind entweder das Herabschlitten des Holzes oder des Wildheues. In manchen Alpengegenden ist's auch der Fall, daß der Senn, wenn er die Vorräte des einen Heustadels aufgefüttert hat, einen andern, vielleicht eine Stunde davon entfernten Stall mit seiner Kuh— herde bezieht, — einen dritten und vierten, — also selbst im Winter ein wanderndes Leben führt, bis die Alpzeit kommt. Ende Mai gewöhnlich kommt der langersehnte Tag der Alpfahrt. Schon mehrere Tage vorher war der Senn droben mit dem Knechte, hatte den Weg, wo er vielleicht durch eine Lawine zerstört war, wiederhergestellt, das Dach nachgesehen, überhaupt die nötigsten Vorkehrungen zum Einzug der Gäste getroffen. Jetzt schmücken sich die Sennen und alle, welche in die Berge mitziehen. Die Schwester heftet dem Bruder Blumensträuße mit Flittergold oder Kränze von jungem Laub und Buchsbaum auf den Hut; bunte Bänder flattern und winken, — das blendendweiße, hoch über die gebräunten Arme hinaufgewickelte Linnenhemd sticht gut ab gegen die scharlachrote Tuchweste und die leuchtendgelbe, lederne Kniehose des Sennen.