2^6. Kreislauf. 1. Wenn im März die erste Lerche singt — © wie hold verheißungsvoll das klingt! 2. horch! Die Nachtigall im Nosenhag — © wie golden bist du, Frühlingstag! 3. Der Pirol ruft aus dem Kirschenbaum — Sommer ist's, und war doch Frühling kaum! 4. 5lch wie bald weht herbstresedaduft, Und der Kranich ruft aus hoher Luft. 5. Nur ein Weilchen noch, dann starrt der See, Und die Krähen krächzen überm Schnee. 6. © wie hold verheißungsvoll das klingt, wenn im März die erste Lerche singt! Heinrich Seidel. 2\7* Die sonderbare Mauer. Die Leute eines einsamen Bauernhofes waren während eines Krieges in großen Ängsten. Besonders war eine Nacht für sie fürchterlich. Der Feind näherte sich der Gegend; der nächtliche Himmel war bald da, bald dort von Feuersbrünsten rot wie Blut. Zudem war es Winter und das Wetter sehr kalt und stürmisch. Die guten Leute waren keinen Nugen- blick sicher, ausgeplündert und jetzt, zur rauhesten Jahreszeit, von Haus und Hof verjagt zu werden. Großeltern, Eltern und Kinder blieben die ganze Nacht hindurch in der Stube beieinander auf und beteten beständig. Die Großmutter las aus einem alten Gebetbuche vor. Zn einem „Gebete zur Zeit des Krieges" kamen die Worte vor: „Gott wolle eine feste Mauer aufführen, um die Feinde von dem Hause abzuhalten." Der junge Bauer, der andächtig zugehört hatte, meinte jedoch, das Aufführen einer Mauer sei gar zu viel von dem lieben Gott verlangt. Indes ging die Nacht vorüber, ohne daß ein feindlicher Soldat jn das Haus kam. Alle im Hause wunderten sich darüber. Als sie sich aber am andern Morgen vor die Türe wagten, siehe, da war gegen jene Seite hin, wo die Feinde standen, der Schnee von dem Winde hoch wie eine Mauer aufgetürmt, so daß man gar nicht hindurchkommen konnte. Alle lobten und priesen Gott. Die Großmutter aber sagte: „Seht, so hat Gott doch eine Mauer aufgeführt, die Feinde von unserer Wohnung abzuhalten. Ich bleibe bei dem Spruche: wer Gott dem Allerhöchsten traut, Der hat auf keinen Sand gebaut." Christoph von Schmid.