156 kräftigen Stab und an ein sicheres Steuerruder; es sagt: Geh' ohn' Gebet und Gottes Wort niemals aus deinem Hause fort! Das Gebet und Gottes Wort sind für jeden in der Fremde ein Stab und ein Steuerruder. Das Gebet ist für ihn ein Stab; denn wenn er Not leidet, wenn er sich einsam und verlassen fühlt, wenn sein Mut und seine Kraft ihn verlassen: dann hilft ein Gebet zu Gott, der unser Helfer und Be— gleiter ist. Dies gibt Hoffnung, die nicht zu schanden werden läßt. Das Wort Gottes ist ein Steuerruder, das dem Leben Richtung gibt. Wenn die Versuchung dich auf Abwege führen will, dann ruft es dir zu: „Wandle vor mir und sei fromm!“ Wenn dein Herz sich der Lust dieser Welt zuwendet, dann mahnt es: „Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist!“ — Gehst du mit dem Gebet und mit Gottes Wort aus deinem Hause, so geht mit dir, wie mit dem jungen Tobias, ein leitender Engel Gottes. Gehst du mit dem Gebet und mit Gottes Wort aus deinem Vater— hause, so ist es dir, als ginge das Vaterhaus überall mit dir; kein Heim— weh kommt in deine Seele und kein Verzagen, kein Wanken und Schwanken in dem, was Gottes Wille ist. Die Verführung bekommt dich nicht in ihre Gewalt; Ehre und Gewissen bleiben unbefleckt. W. O. v. Horn. 73. Gedanken eines aus der Schule Entlassenen. Geschrieben am Tage nach der Entlassung. Preisgekrõnt. Gestern betrat ich wohl für lange Zeit zum letzten Mal den Weg, der, sich allmählich den Hügel hinaufschlängelnd, zu dem von wildem Wein umrankten Schulhause führt. Wie oft war ich in fröhlicher Jugendlust den schmalen, mit grünem Rasen über— wucherten Pfad hinaufgeeilt, um, allen Kameraden voran, als der erste das Schulzimmer zu betreten! Aber auch so manches Mal war der so übermütig in die Schule stürmende Knabe still und gedrũückt den Hügel hinabgeschlichen, venn er vom Lehrer Strafe erhalten für schlechte Erfüllung seiner häuslichen Pflichten. Aber lange pflegte dieses Gefühl der Beschäâmung nicht von dem Herzen des wilden Knaben Besitz zu ergreifen, denn der kecke Jugend- übermut zerteilte nur zu bald die Schatten, die der Verweis des Lehrers in der Seele des jugendlichen Ubelthäters heraufbeschworen hatte. Auch an diesem Tage trat ich fröhlichen Mutes aus dem Hause meiner Eltern heraus, um noch einmal den Weg zum Schulhause zu beschreiten. Sollte ich doch zum letzten Male die Schulstube betreten, wo ich, nach des Knaben Uber— zeugung, so oft ungerecht von dem Lehrer beurteilt und bebandelt worden war. Aber merkwürdig! Je näher ich dem Schulhause kam, desto mehr sank mir der kecke, jugendliche Ubermut und machte einer mir selbst unverständlichen Traurigkeit und Wehmut Platzꝛ. Dammerte in diesem Augenblicke schon in der Seele des Knaben die dunkle Ahnung auf. dab er als Mann sich noch oft