306 — half er die Trauben lesen und die jungen Karpfen fischen. Aber, wo er als Fürst auftrat, da mußte alles großartig sein, damit sein junger Staat in der Achtung der großen Welt, die einmal auf das Äußere viel Wert legt, nicht etwa gering dastände. Der innerste Kern des thatkräftigen Lebens Friedrich Wilhelms war die Religion. Noch in seinen späten Jahren verzeichnete er, wie einst seine Mutter ihm die Lehre gegeben, Gott vor allem und seine Unterthanen zu lieben, das Laster zu hassen, dann werde Gott seinen Stuhl bestätigen. Er nahm sich dies für alle Tage seines Lebens zur Richtschnur. Weil er von seinem evangelischen Bekenntnisse nicht weichen wollte, schlug er die ihm angebotene polnische Krone aus. Die Antwort, die er den Polen gab, enthielt die schönen Worte: „Meine künftigen Unterthanen würden niemals eine gute Meinung von mir haben, wenn ich um eines irdischen Vorteils willen etwas gegen mein Gewissen thäte und meinem Gott untreu würde!“ Gleichwohl duldete er Andersgläubige und machte sein Land zu einer Friedensstätte für die Anhänger der verschiedenen christlichen Bekenntnisse Er glaubte immer, unter Gottes unmittelbarer Führung zu stehen, da ihn Gott so oft wunderbar errettet hatte. In den gesicherten Zuständen unserer Tage entgeht uns leicht das rechte Verständnis von den Augenblicken der Not und Gefahr, in die Friedrich Wilhelm zu seiner Zeit oft geriet. In diesen Stunden, wo Gründe und Gegengründe der Staatsklugheit nicht mehr hinreichten, in den schlaflosen Nächten, die dann folgten, flehte er zu seinem Gott: „Herr, thue mir kund den Weg, darauf ich gehen soll!“ Gern unterhielt er sich im Familien— kreise, namentlich mit seiner geliebten Gattin Luise Henriette, von geistlichen Dingen. 7. Friedrich Wilhelms Tod war seines Lebens würdig. Schon schwer krank, ließ er sich in das Zimmer tragen, in dem sein Sohn und seine Räte weilten. Nachdem er den Räten für ihre treuen Dienste gedankt hatte, richtete er an seinen Sohn folgende Worte: „Ich überlasse Euch durch Gottes Gnade Euren Staat in Frieden und Wohlstand, wenigstens weit blühender, als er mir hinterlassen wurde. Mein Ziel war darauf gerichtet, mein kurfürstliches Haus in Ruf, Blüte und Ansehen zu bringen. — Ich zweifle nicht, mein Sohn, Ihr werdet in denselben Grundsätzen, wodurch ich den Staat glücklich beherrschte, mein Nachfolger sein, vor allen Dingen Gott vor Augen haben, die Unter⸗ thanen herzlich lieben, treue Räte hören und das Heft der Waffen nicht aus den Händen lassen; denn dadurch muß nächst göttlicher Hilfe die Sicherheit Eurer Länder und der sauer erworbene Ruhm des Kurhauses Brandenburg hauptsächlich erhalten werden. Mit allem Fleiß seid darauf bedacht, den Ruhm, den ich Euch als ein Erbteil hinterlasse, zu wahren und zu mehren.“ — Dann nahm er innigen Abschied von den Seinigen und segnete sie. Nach zwei Tagen verschied er mit den Worten: „Komm, Herr Jesu, ich bin bereit!“ und: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt.“ 68. Wenn du einmal nach Berlin kommst und siehst dir das Schloß unseres Königs an, so versäume nicht, noch ein paar Schritte weiter bis zur Langen Brücke zu gehen. Auf dieser steht das herrliche Standbild des großen