— ⸗ 260 141. Der Choral von Leuthen. (5. Dezember 1757.) 1. Gesiegt hat Friedrichs kleine Schar. Rasch über Berg und Thal von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl, die Preußen stehn auf Leuthens Feld, das heiß noch von der Schlacht; des Tages Schreckenswerke rings umschleiert mild die Nacht. Doch dunkel ist's hier unten nur, am Himmel Licht an Licht, die gold'nen Sterne ziehn herauf wie Sand am Meer so dicht; sie srrahlen so besonders heut', so festlich hehr ihr Lauf, es ist, als wollten sagen sie: „Ihr Sieger blicket auf!“ Und nicht umsonst. Der Preuße fühlt's: Es war ein großer Tag! Drum still im ganzen Lager ist's, nicht Jubel noch Gelag, so still, so ernst die Krieger all,, kein Lachen und kein Spott auf einmal tönt es durch die Nacht: „Nun danket alle Gott!“ Der Alte, dem's mit Macht entquoll, singt's fort, doch nicht allein, Kam'raden um ihn her im Kreis gleich stimmen sie mit ein, die Nachbarn treten zu, es wächst lawinengleich der Chor, und voller, immer voller steigt der Lobgesang empor. 9 Aus allen Zelten strömt's, es reiht sich singend Schar an Schar. Einfallen jeht die Jäger, jetzt fällt ein auch der Husar; auch Musika will feiern nicht, zu reiner Harmonie lenkt Horn, Hobo' und Klarinett' die heil'ge Melodie. Und stärker noch und lauter noch, es schwillt der Strom zum Meer, am Ende wie aus einem Mund lobsingt das ganze Heer, im Echo donnernd wiederhallt's das aufgeweckte Thal, wie hundert Orgeln braust hinan zum Himmel der Choral. Besser. 5. 142. Vor der Büste der Königin Luise. „Du schläfst so sanft! die stillen Züge hauchen noch deines Lebens schönste Träume wieder; der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder, und heil'ger Friede schließt die klaren Augen. So schlummere fort, bis deines Volkes Brüder, wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen, mit Gott versöhnt, die rost'gen Schwerter brauchen, das Leben opfernd für die höchsten Güter. Tief führt der Herr durch Nacht und durch Verderben; so sollen wir im Kampf das Heil erwerben, daß unsre Enkel freie Männer sterben. Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache, dann ruft dein Volk; dann, deutsche Frau, erwache, ein guter Engel für die gute Sache! Th. Kbrner.