8 24. Graf Richard ohne Furcht. — 25 Die rechte Schmiede. 24. Graf Richard ohne Furcht. Graf Richard von der Vormandie Der Leichnam sich auf dem Gestelle. Erschrak in seinem Leben nie. Der Graf sah um und rief: „Geselle, Er schweifte Nacht wie Tag umher, Du seist ein guter oder schlimmer, Manchem Gespenst begegnet' er, CLeg' dich aufs Ohr und rühr' dich Doch nie hat ihm was Grau'n gemacht nimmer!“ Bei CTage, noch um Mitternacht. Dann erst er sein Gebet beschloß, Weil er so viel bei Nacht thät reiten, Weiß nicht, ob's klein war oder groß. So ging die Sage bei den Leuten, Sprach dann sich segnend: „Herr, mein' Er seh' in tiefer Nacht so licht, Seel' Als mancher wohl am Tage nicht. Zu deinen Händen ich empfehl.“ Er pflegte, wenn er schweift' im Land, Sein Schwert er faßt und wollte gehen, So oft er wo ein Münster fand, Da sah er das Gespenst aufstehen, Wenn's offen war, hineinzutreten, Sich drohend ihm entgegenrecken, Wo nicht, doch außerhalb zu beten Die Arme in die Weite strecken, So traf er in der Nacht einmal Als wollt' es mit Gewalt ihn fassen Ein Münster an im öden Thal; Und nicht mehr aus der Kirche lassen. Da ging er fern von seinen Leuten Richard besann sich kurze Weile, Nachdenklich, ließ sie fürbaß reiten. Er schlug das Haupt ihm in zwei Teile. Sein Pferd er an die Pforte band, Ich weiß nicht, ob es wehgeschrien, Im Innern einen Leichnam fand. Doch mußt's den Grafeu lassen zieh'n. Er ging vorbei hart an der Bahre Er fand sein Pferd am rechten Orte; Und kniete nieder am Altare, Schon ist er aus des Kirchhofs Pforte, Warf auf 'nen Stuhl die Handschuh eilig, Als er der Handschuh' erst gedenkt. Den Boden küßt' er, der ihm heilig. Er läßt sie nicht; zurück er lenkt, Noch hatt' er nicht gebetet lange, Hat sie vom Stuhle weggenommen. Da rührte hinter ihm im Gange Wohl mancher war' nicht wieder kommen. Eudw. Uhland, einer der größten deutschen Dichter der Neuzeit, geb. 1787 zu Tübingen, daselbst 13. November 1862.) 25. Die rechte Schmiede. 1.„Gottlob, dort lichtet sich der Wald; Die hellen Sterne funkeln, Und dort ein Licht! Horch, und was schallt Vom Thal herauf, dem dunkeln? Pang, ping, pang! Süß wie Lautenklang HKlingt mir der Hämmer Wechselschlag. Komm, Rapp, baͤlld sind wir aus dem Hag Hinab den Bergeshang!“ 2. „Was wieherst du, mein treues Tier? Meinst wohl, dort bei den Schmieden Sei ein behaglich Nachtquartier So wie daheim beschieden? Holla! habt Ihr ein Lager, Wirt Für einen Weidmann und sein Roß? Wir kamen ab vom Jägertroß Und sind im Wald verirrt.“ *