67. Ein geringer Mann oder die Bürgschaft. Thüre finden, durch die er aus seinem Elende herauskomme, aber sie that sich n. t auf. Die Not stieg, wie man sagt, bis an den Hals oder vielmehr noch höher hinauf. Es gab keinen Taglohn mehr, und der gute Kamerad Grundler half endlich damit aus, daß er sich bei einem reichen Bauern, bon dem Krug ein Malter Korn auf Borg kaufte, für die Bezahlung ver— bür? .. Nun war doch mindestens wieder Vrot im Hause. Unser Meister nahm en ersten Laib davon mit, das andere überließ er seiner Frau, und jent der vierundsechzigjährige Mann wieder wie ein junger Wander— burs,, „inaus in die Fremde, um als Handwerksgeselle Arbeit zu finden. Es g. ang ihm bereits am dritten Tage, und er arbeitete frisch drauf los; aber »ies, daß er nicht mehr in einer großen Werkstätte arbeiten konnte und zu sehr anstrengte, oder daß den alten Mann das Heimweh so sehr pla; oder daß er überhaupt die veränderte Lebensweise nicht mehr ertrug: gzen; nach nicht zwei Monate waren um, als Meister Krug ins Spital jebracht wurde. Doch hier genas er zusehends rasch; denn seine Frau war gekommen, ihn zu pflegen. Als er wiederum gut marschieren konnte, that es die Frau nicht anders, er mußte mit ihr heim. Daheim angekommen stand Krug wieder im alten Elend, und was ihm am meisten plagte, war, daß er nicht einmal so viel erübrigt hatte, um dem treuen Grundler seine Bürg— schaft abzulösen. Wieder trat er seine alten Wanderungen an; aber einst auf dem Heim— wege übermannte ihn das Elend. Bei einer Buche mit niederhängenden Üsten knüpfte er sein Halstuch los und machte eine Schlinge um den Hals: „Mach ein End“ sagte er vor sich hin und stampfte auf die Erde, in der er si ein Grab erzwingen wollte. Aber plötzlich hielt er wieder inne und sagte laut vor sich hin: „Ja, ja, aber der Grundler, der sich für dich verb „der treue Mensch, wird um sein Geld betrogen! Kannst du als aus der Welt gehen! Darfst ou den guten Glauben deines Kam. el alir ehen? Nein, nein, der Grundler muß sein Geld haben, und wenn . Hien muß.“ So sprach er fast laut und schaute dann still vor niebec, indem er daran dachte, daß jemand noch mehr als Geld für a verbürgr hatte. Jahrzehnte lang hatte seine Frau treu zu ihm ge— halten, und durfte er ihr dies damit vergelten, daß er ihr das Leid anthue? Und weiter gedachte er aller Menschen, die ihm je Gutes gethan, und er rief laut aus: „Es ist ja fürchterlich! Ich bin ja der größte Schuldner auf der Welt!“ Und jetzt als er sein Halstuch wiederum abknüpfen wollte, schaute er durch die Blätter hinauf zum Himmel und rief? „Du Himmel bist noch da, und der über dir auch! Ich warte geduldig, bis ihr ein Ende macht, ich nicht.“ Ein Wandersmann in grauen Sommerkleidern mit einer neumodischen sogenannten Bügeltasche hatte nicht fern davon das seltsame Gebahren des Mannes gesehen und seine Ausrufe gehört. Jetzt trat er auf ihn zu, und seine Worte, seine Mienen waren so zutraulich, daß ihm Krug sein ganzes Marschaäll, Lesebuch für gewerbl. Fortbildungsschulen. Kl. Ausg.