142 Obgleich zwischen der Ablagerung der Steinkohlen— und der Braunkohlen— flöhe viele Jahrtausende verstrichen sein müssen, so war doch zur Braun— kohlenzeit in Deutschland noch ein viel wärmeres Klima, denn man findet im böhmischen Braunkohlensandstein Abdrücke von Palmenblättern und Lorbeerpflanzen. Nachdem schon jahrtausendelang der Mensch wohl nach schnödem Golde, aber nicht nach Steinkohlen die Erde durchwühlt hatte, war es unseren Jahrhunderten vorbehalten, mit den Steinkohlen ein mächtiges Förderungsmittel seines Fleißes und ein hübsches Stück der Geschichte seiner mutterlichen Erde zu ergraben. Wenn wir auf einem Berge stehen und uns umschauen, so stehen wir auf einem Buchstaben eines großen Geschichts⸗ buches, in welchem jeder Mensch etwas zu lesen verstehen sollte. E. A. Roßmäßler. 46. Vom Lichte des Kienspans bis zum Lichte der Elektricität. Alle Schichten der Bevölkerung — die Professionisten in ihrer Werk⸗ statt, die Künstler im Atelier, die Gelehrten im Studierzimmer, die Kauf⸗ leule in den Läden, selbst die Landwirte in ihrer Häuslichkeit — sie alle brauchen zu ihren Beschäftigungen, und besonders im Winter, mehr Licht, als ihnen die Sonne bietet. Auch für lernende Schüler reichen die Stunden des hellen Tages nicht immer aus, um gestellte Hausaufgaben zu rechter Zeit fertig zu bringen. Da nehmen wir denn unsere Lampen zur Hand oder zünden in Röhren aufgespeicherte brennbare Luft an und — ein künst⸗ licher Tag ist geschaffen! Es haben schon seit Jahrtausenden die Menschen die Finsternis zu bannen und die Nächte abzukürzen verstanden. Mag nun auch die Art und Weise, wie in der vergangenen Zeit Licht erzeugt wurde, recht verschieden gewesen sein, eins läßt sich mit Bestimmt⸗ heit sagen, daß nämlich Holz, Harz, Wachs, Fette und Ole überall als Leuchtstoffe zur Verwendung kamen. Seil undenklichen Jahren waren zwei Dinge, der harzige Kienspan mit seinem armseligen und dürftigen Lichte und die rußige Ol— und Thran⸗ lampe, die fast ausschließlichen Beleuchtungsmittel innerhalb geschlossener Raäume. Fast möchte man fragen, wie es möglich war, mit ihnen so lange auszukommen! Es würde höchst beschämend für den Kienspan sein, wollte man ihn zum Vergleich neben die künstlich strahlenden Sonnen unserer Zeit stellen. Aus Dankbarkeit für seine der Menschheit so lange erwiesenen Dienste wollen wir ihm aber so etwas nicht anthun. Ebenso treu, und vielleicht noch länger als jener, hat auch die Lampe als unentbehrliches Gerät den Haushaltungen gedient, und diejenigen Lam⸗ pen, welche aus den Ruinen von Pompeji gegraben wurden, unterscheiden sich von denen, die man zu Anfange unseres Jahrhunderts — also 1800 Jahre darnach — benutzte, nur dadurch, daß sie etwas geschmackvollere Formen haben. Erst in den letzten Jahrzehnten sind die Lampen durch gründliche Umgestaltungen wesentlich verbessert worden. Neben der gewöhn—