288 — Dabei war er immer vollkommen ruhig und sich bewußt und immer bereit zu einem Scherz und einer geistreichen Erwiderung, so daß ein be— ständiges Lächeln auf seinen Lippen schwebte. — Ein französischer Ritt— meister der alten Garde fragte ihn gegen Ende der Tafel, und sofort antwortete er in derselben Sprache. Das Französische sprach er voll— kommen, ebenso das Englische, und man versicherte mich, daß er noch drei andere Sprachen in seiner Gewalt habe. Ich ließ mich später mit ihm in ein Gespräch ein und hatte nach allen Seiten hin eine seltene Bildung an ihm zu schätzen.“ — — XII. Die Arbeit der Varbiere, Zriseure und Seifensieder. 189. *Das Barbier- und Friseurgewerbe. Unter den Handwerkszweigen nimmt das Barbier- und Friseurgewerbe eine ganz besondere Stellung ein. Während die Bauleute für Wohnung, Schuster und Schneider für Kleidung, Bäcker und Schlachter für unsere Ernährung sorgen, leistet der Barbier und Friseur uns persönliche Dienste. Er stutzt unsern Bart- und Haarwuchs formensinn- und modegemäß zu oder nimmt ihn teilweise weg, reinigt, kräuselt, wellt, brennt und bearbeitet ihn nach den verschiedensten Methoden oder sorgt als Perückenmacher für Ersatz desselben. Die Sitte, den Bart rasieren zu lassen, ist uralt; schon zu Zeiten Alexanders des Großen bestand sie, wie sicher verbürgt ist. In dieser vorchristlichen Zeit gab es bereits Barbierstuben, in denen genau wie in manchen uͤnserer modernen Rasiersalons allerlei Stadtneuigkeiten und Stadtklatsch zu erfahren waren. Während der römischen Kaiserzeit war das Rasieren des Bartes eine fast allgemein eingeführte Mode, nur bei Trauer ließ man den Bart wachsen. Während die alten Germanen ihren Bart lustig weiter wachsen ließen, also Vollbärte trugen, bildete zur Zeit Karls des Großen der Schnurrbart die natürliche Zierde des Mannes; in der unmittelbar folgenden Zeit wurde es allgemein Sitte, sich den Bart rasieren zu lassen. Selbstverständlich war auch die Barttracht der Mode unterworfen, und insbesondere das Militär liebte Abwechselung und Mannigfaltigkeit. Der im Laufe der Zeit als Demokratenbart anrüchig gewordene lbar ist in den letzten Jahrzehnten wieder mehr beliebt geworden. Polen und Ungarn legen bekanntlich auf die Pflege eines strammen Schnurrbartes ganz besonderen Wert. Die Frisur in geschmackvoller Ordnung zu halten, wird insbesondere von unserer Damenwelt als eine unerläßliche Daseinsbedingung betrachtet. Neben der Friseuse behauptet der geschickte und manierliche Friseur auch im Damenfrisieren sein Arbeitsfeld. Vielfach üben auch Mann und Frau das Friseurgewerbe gemeinschaftlich aus. Wie noch heutzutage, so ist die Damenfrisur der Mode allezeit außerordentlich unterworfen gewesen. Vor 100 Jahren, als Napoleon