4 12. Und plötzlich bricht das Rasen Dann rufen sie: „Sie nennen der Elemente los, euch längst den Goliath, der Winde scharfes Blasen ihr dürft euch wohl bekennen: zerschlitzt der Wolken Schoß; „Ich mach auch den noch matt!“ da kann ich's nicht mehr stopfen, 18. „Was rühmt ihr meine Stärke? den neuen Sündflutborn, Seid ihr nicht selbst erhitzt? und jeder Wassertropfen Ihr habt ja teil am Werke, fällt wie ein Hagelkorn. bin ich es denn, der schwitzt?“ — 13. Nun speit der Alte Flammen: „Wir dürfen euch schon loben „Der Pferde sind nur zwei, für dieses Teufelsstück: der Kerle fünf beisammen, Wir haben's nicht geschoben, so tretet selbst herbei! wir hielten bloß zurück.“ Gebt acht, wir werden's zwingen, 19. „So will ich kurz mich fassen: wenn ihr die Räder packt Ich bin dem Spaß nicht hold, und ich vor allen Dingen doch mögt ihr heute prassen, die Deichsel, bis sie knackt.“ so toll ihr immer wollt; 14. Die Knechte aber denken: auch sei für eure Mühe Ein Tor ist, wer so spricht, euch nicht die Rast verwehrt, auch darf man's ihm nicht schenken, nur daß ihr in der Frühe er kennt die Grenze nicht! euch gleich vom Hof mir schert!“ Man muß ihm einmal zeigen, 20. Jetzt naht sich aus der Küche sonst ist er toll genag die Frau mit stolzem Schritt und spannt uns noch zu eigen und bringt die Wohlgerüche im Frühling vor den Pflug. in ihren Röcken mit; 15. Sie schweigen zwar und nicken, sie ruft mit krauser Stimme: als wär es ihnen recht, „Ei, Wirt, was säumt ihr noch? doch merkt man wohl, sie schicken den Stall versieht die Dirne, in den Befehl sich schlecht. und fertig ist der Koch!“ Sie glotzen dumm und dämisch, 21. „Frau, euch soll Gott behüten wie er die Deichsel faßt. vor Speis und auch vor Trank und grinsen mehr als flämisch bei solcher Stürme Wüten, bei seinem „Aufgepaßt!“ doch habt für diese Dankl 16. Und doch! Es ist gelungen Die können ruhig trinken, auf einen einz'gen Ruck! es wird darum kein Schiff Habt Dank, ihr braven Jungen! auf finstrer See versinken Nun gibt's auch einen Schluck! am Helgoländer Riffl!“ Ich geb' euch eine Tonne 22. Nun nickt er ihr, dann reitet Hamburger Bier zur Nacht, er eilig wieder fort so zecht denn, bis die Sonne zum Deich zurück und leitet dem Spaß ein Ende macht!“ die Strand- und Schiffswacht dort; 17. Die Knechte aber stehen er hat dafür zu sorgen, mit offnem Munde da, so will's das Schlüteramt*), als hätten sie gesehen, daß hell bis an den Morgen was nie noch einer sah. die Feuertonne flammt. Quelle: Fr. Hebbel, Gedichte (Gesamtausgabe). Herausgegeben von H. Kramm, Leipzig. E (Gebbel von 1813 — 1863.) *) Als Dithmarschen unabhängig war, versah ein Kirchspielbeamter das Schlüteramt, dem auch das Deichwesen untergeordnet war.