29 19. Gute Nacht! 1. Vom Berg hinabgestiegen ist nun des Tages Rest. Mein Kind liegt in der Wiegen, die Vöglein all im Nest; nur ein ganz Lein Singvögelein ruft weit daher im Dämmerschein: „Gut Nacht, gut Nacht! Lieb Kindlein, gute Nacht!" 2. Das Spielzeug ruht im Schreine, die Kleider auf der Bank; ein Mäuschen ganz alleine, es raschelt noch im Schrank, und draußen steht der Abendstem und winkt dem Kind aus weiter Fern': „Gut Nacht, gut Nacht! Lieb Kindlein, gute Nacht!" 3. Die Wiege geht im Gleise, die Uhr pickt hin und her, die Fliegen nur ganz leise, die summen noch daher. Ihr Fliegen, laßt mein Kind in Ruh! Was summt ihr ihm so heimlich zu? „Gut Nacht, gut Nacht! Lieb Kindlein, gute Nacht!" 4. Der Vogel und die Sterne, die Fliegen ringsumher, sie haben mein Kind schon gerne, die Engel noch viel mehr. Sie decken's mit den Flügeln zu und singen leise: „Schlaf in Ruh! Gut Nacht, gut Nacht! Lieb Kindlein, gute Nacht!" Robert Reinick. 20. Mai. 1. Streit, so klingt es hie! Tirela, so tönt es da! Überall ein süßer Schall! Drossel, Zink und Nachtigall und die lieben Anverwandten, all die kleinen Musikanten, fröhlich springen, jauchzend singen, daß es durch die Wipfel schallt: „kommt heraus zum grünen Wald!" 2. kommt heraus aus dem Haus, kommt hervor aus dem Tor! Blumen blühn nun im Grün bei der Zrühlingssonne Glühn: diese hier mit weißen Glöckchen, jene dort im roten Röckchen, bunte Sterne nah und ferne, drum die Biene summend fliegt, und der Schmetterling sich wiegt.