65 Hummelchen in größter Eile tiefgekränkt zum offenen Fenster wieder hinausflog. 4. Das Schulhaus stand am Ende des Dorfes, und gleich dahinter begann die Wiese. Hummelchen war froh, daß es nun endlich sein Ziel erreicht hatte. Vorn am Rande der Wiese stand schon eine Kleeblume in vollster Blüte, und das Hummelchen schwebte schnurstracks drauf los, steckte seinen langen Rüssel hinein, um sich am süßen Seim zu erlaben. Aber die Klee¬ blume sagte lachend: „Kommst zu spät, liebes Hummelchen! Der Schmetterling war schon hier und hat alles ausgetrunken. Doch flieg nur zu meiner Schwester drüben auf der andern Seite der Wiese, die hat eben ihre Kelche erschlossen. Vielleicht kommst du dort noch zur rechten Zeit. Liebes Hummelchen, du bist aber wohl so gut und nimmst dies Beutelchen Blütenstaub mit hinüber, meine Schwester möchte es gern heute noch gebrauchen. Es ist nicht schwer, du trägst dich daran nicht zuschanden. Nicht wahr, Hummelchen, du bist so freundlich! Meine Schwester wird dich dafür aufs beste bewirten." Das kam dem Hummelchen gerade recht. „Dumme Liese!" erwiderte es in recht bösem Tone, „das sollte dir wohl so passen! Such dir nur einen andern Packträger!" Mit diesen Worten wollte es davonfliegen. Aber das freundliche Kleeblümchen ward durch die rauhen Worte erbittert, nahm das Beutelchen und schüttelte Hummelchen den ganzen Blütenstaub über den Kopf und ries: „Warte nur, du Grobian, da hast du dein Teil!" Hummelchen war im ersten Augenblick sehr erschrocken, als der gelbe Staub ihm um den Kopf wirbelte, daß es gar nicht aus den Augen sehen konnte. Es wischte und rieb mit den Beinchen, soviel es konnte; aber der Staub war nicht aus den struppigen Haaren zu entfernen. „Ja, nun trolle dich nur von dannen, du alter Rauhbesen!" spottete das Kleeblümchen. „Grüß mir auch mein Schwesterchen schön! Es wird sich freuen, wenn es dein mit einer goldenen Krone geschmücktes Köpfchen schon aus der Ferne leuchten sieht. Adieu, Siebenschläferchen!" KI., Tkil 1. 5