22 3. Hans zog weiter und überdachte, wie ihm doch alles nach Wunsche ginge; begegnete ihm ja eine Verdrießlichkeit, so wurde sie doch gleich wieder gut gemacht. Als er so in diesen Gedanken wandelte, gesellte sich ein Bursche zu ihm, der trug eine schöne, weiße Gans unter dem Arme. Sie boten einander die Zeit, und Hans fing an, ihm von seinem Glücke zu erzählen, und wie er immer so vorteilhaft getauscht hätte. Der Bursche sagte, daß er die Gans zu einem Kindtaufs- schmause bringe. „Hebt einmal," fuhr er fort und packte sie bei den Flügeln, „wie schwer sie ist; sie ist aber auch acht Wochen lang ge¬ nudelt worden. Wer in den Braten beißt, muß sich das Fett von beiden Seiten abwischen." „Ja," sprach Hans und wog sie mit der einen Hand, „die hat ihr Gewicht; aber mein Schwein ist auch nicht übel." Indessen sah sich der Bursche nach allen Seiten ganz bedenk¬ lich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopfe. „Hört," fing er darauf an, „mit eurem Schweine mag's wohl nicht ganz richtig sein. In dem Dorfe, durch das ich gekommen bin, ist eben dem Schulzen eins aus dem Stalle gestohlen worden. Ich fürchte, ich fürchte, ihr habt's da am Seile. Es wäre ein schlimmer Handel, wenn sie euch damit fänden; das geringste wäre, daß ihr ins finstere Loch gesteckt würdet." Dem guten Hans ward bange. „Ach Gott," sprach er, „helft mir aus der Not, ihr wißt hierhernm besser Bescheid; nehmt mein Schwein da und laßt mir eure Gans." „Ich muß schon etwas aufs Spiel setzen," antwortete der Bursche; „aber ich will doch nicht schuld sein, daß ihr ins Unglück geratet." Er nahm also das Seil in die Hand und trieb das Schwein schnell auf einem Seitenwege fort. Der gute Hans aber ging, seiner Sorgen entledigt, mit der Gans unter dem Arme seiner Heimat zu. „Wenn ich's recht überlege," sprach er mit sich selbst, „so habe ich noch Vorteile bei dem Tausche; erstlich den guten Braten, hernach die Menge von Fett, die herausträufeln wird, und endlich die schönen, weißen Federn, die lass' ich mir in mein Kopfkissen stopfen, und darauf will ich wohl ungewiegt einschlafen. Was wird meine Mutter eine Freude haben!" 4. Als er durch das letzte Dorf gekommen war, stand da ein Scheren¬ schleifer mit seinem Karren und sang zu seiner schnurrenden Arbeit: „Ich schleife die Scheren und drehe geschwind Und hänge mein Mäntelchen nach dem Wind."