80 Sommer. Selbst in des Ungewitters Schlägen Strömt nieder seiner Liebe Segen. Ich trau' auf Gott. Karl Enslin. 108. Die Wolkenschüftem. l. Wie ist das doch so drollig! Da oben ist's ganz wollig. Ich seh' am weiten Himmel Ein lustiges Gewimmel, Das glänzt so wunderlieblich hell; Es flimmert rein und golden Ein jedes krause Fell. 2. Die Schäflein können fliegen; Sie sind hinaufgestiegen Von einer grünen Heide Dort auf die blaue Weide; Hier unten war's nicht schön genug; Drum haben sie gerichtet Zum Himmel ihren Flug. 3. O, fallet nicht herunter Und ziehet froh und munter Auf euren Himmelsauen! Ich mag euch gerne schauen, Und könnt' ich fliegen so wie ihr, Wollt' ich euch auch besuchen; So aber bleib' ich hier. Karl Enslin. 109. Das Ährenfeld. In der stillen Wohnung eines frommen Landmannes hatte eine böse Seuche gewütet und ihn selber samt seinem Weibe und vier Kindern auf das Krankenbett geworfen. Zwei Kindlein wurden ein Raub der grimmigen Seuche, sein ältester Sohn und ein Mägdlein, die Stütze der Mutter. Dabei war die Arbeit des Feldes zurückgegangen und der letzte Sparpfennig verzehrt. Endlich genas der Landmann, und er beschloß, das erste Mal auf seinen Acker zu gehen, den er so lange nicht gesehen hatte. Als er nun hinausgehen wollte mit seinem Weibe, siehe, da erhob sich ein Gewitter, und es blitzte und donnerte sehr; dann siel ein Regen, der immer heftiger wurde; sie harrten daher, bis das Wetter vorüber¬ gezogen war. Darauf sprach der Landmann: „Wohlan, jetzt wollen wir gehen! Der Geruch des Feldes wird desto lieblicher sein nach der langen Dürre." Als sie nun hinaustraten zu dem Kornfelde, das schon Ähren ge¬ wonnen hatte, kam ihnen der Geruch des Feldes frisch und lieblich ent¬ gegen, und über dem Felde hing das zerrissene Gewölk und blitzte, und hinter dem blauen Gewölk sielen glänzend und in langen Streifen die Sonnenstrahlen herab. Die jungen Ähren und Halme aber senkten