303 in der äußersten Vorstadt wohnt, oder der Fabrikherr von seiner eine halbe Stunde von der Stadt liegenden Villa aus mit seinem Wertk meister sich eben so bequem unterhalten kann, als wenn sie mitein— ander in derselben Stube säßen. Der findige Kopf unseres General— postmeisters v. Stephan hat das Telephon in den Dienst des öffent— lichen Verkehrs gestellt, indem er dasselbe zum Gehilfen des Tele— graphen gemacht hat. In Städten und größeren Dörfern, welche nicht an der Eisenbahn liegen, hat er Telephone aufstellen lassen, welche die gesprochenen Depeschen der nächsten Telegraphenstelle übermitteln, damit sie von da weiter befördert werden. Auch steht heute schon eine ganze Anzahl deutscher Großstädte unter sich und mit Berlin in telephonischer Verbindung. In Verbindung mit dem Telephon ist das Mikrophon imstande, auch das leiseste Geräusch auf eine ziemliche Entfernung hin für das Ohr vernehmbar zu machen. Manche Mikrophone sind so empfindlich, daß selbst die Tritte einer Fliege, welche auf dem Instrumente ihren Spaziergang macht, deutlich zu hören sind. Der Erfinder des Telephons ist der deutsche Lehrer Philipp Reis (geb. 1834 in Gelnhausen), der seine ersten Versuche in Fried— richsdorf bei Homburg aͤnstellte. Große Verdienste um die Ver— besserung erwarben sich der Amerikaner Graham Bell und der Deutsche Siemens, dessen Fernsprecher in der deutschen Reichs-Telegraphen— verwaltung allgemein zur Anwendung gelangt ist; doch bleibt weiteren Verbesserungen noch ein großes Feld. Nach Runkwitz. 5. Die deutschen Auswanderer im fernen Westen. Wenn der deutsche Landsmann in Amerika gelandet ist, führen ihn bald Eisenbahnen und Dampfschiffe nach dem fernen Westen. Den letzten und schwierigsten Teil seiner Reise aber muß er in einem einfachen, von ein zwei Pferden gezogenen Karren zurück— legen. Endlich ist eine passende Stelle zur Niederlassung aufgefunden und das Land zur Urbarmachung von der Regierung für niedrigen Preis gekauft. Doch ziehen es auch manche Auswanderer vor, die erste Kultur dem Amerikaner zu überlassen und diesem die Farm ab— zukaufen, da der Yankee oder eingeborene Amerikaner europäischer Abkunft sich zur erften Kultur des Bodens am vorzüglichsten eignet. Wir beobachten unseren deutschen Landsmann bei der Gründung seiner Niederlassung. Sein erstes Geschäft ist die Errichtung eines Blockhauses, wobei ihm seine nächsten Nachbarn bereitwillig bei— zustehen pflegen. Schwache Bäume von festem Holz werden gefällt und in gleich lange Stücke gehauen. Vier starke Stämme mit üben einander stehenden Enden werden im Viereck aufeinander gelegt und dadurch zusammengefügt, daß in die oberen eine Kerbe, in die uͤnteren ein sogenannter Sattel gehauen wird, so daß beide ineinander greifen. Dies ist die erste Grundlage des Hauses, auf welcher sich nun in gleicher Weise eine Lage nach der andern erhebt. Doch das dadurch