335 Das macht er durch Farben dunkel und klar, Mit geheimen Künsten euch offenbar. Das hebt sich mächtig durch die Schattierung, Nach einer schön entworfenen Visierung. Er kann euch alles vor Augen stellen. Nicht deutlicher könnt ihr es je erzählen. Drauf brütet er sinnig Tag und Nacht, In Traumgebilden sein Geist stets wacht. Er ist an Phantasieen reich Und fast dem kühnen Dichter gleich; Um alle Dinge weiß er wohl, Weil er sie alle bilden soll. Wer zu allen Dingen hat Schöpferkraft, Den rühmt die höchste Meisterschaft.“ Michael Behaim: „Du lobst den Maler mir zu hoch, Nützlicher bleibt der Steinmetz doch. Des Malers können wir entraten, Er schafft von jedem Ding nur den Schatten. Sein gemaltes Feuer wärmt uns nicht, Seine Sonne spendet nicht Schein und Licht, Sein Obst hat weder Schmack, noch Saft, Seine Kräuter nicht Duft und Heilungskraft, Seine Tiere haben nicht Fleisch und Blut, Sein Wein verleiht nicht Freud' und Mut.“ Hans Sachs: „Das Sprichwort immerdar noch gilt, Daß, wer die Kunst nicht hat, sie schilt. Wie nützlich auch ist die Malerei, So nenn' ich euch jetzt nur der Dinge drei. Was uns die Geschicht' als teures Vermächtnis Bewahrte, das prägt sie uns ins Gedächtnis: Wie der Nürnberger Heer unter Schweppermann focht Den Kranz Kaiser Friedrich dem Dichter flocht. Denn wer sich auch nicht auf die Schrift versteht, Des Malers Schrift ihm nicht entgeht. Sie lehrt, wie Bosheit uns Mißgeschick, Wie Frömmigkeit bringt Ehr' und Glück. Zum andern verscheucht die Malerei Das schwarze Gespenst der Melancholei: Durch bunte Farben verweht sie die Nacht, Sie jauchzet in Klarheit, sie schwelget in Pracht, Das Ohr erfreut sich nur flüchtigen Spiels, Nur kurz ist die Cabe des Wonnegefühls, Doch das Auge haftet an dem, was gefällt,