140 VI. Aus der Welt des Märchens und der Fabel. 2. Nicht draußen war böses Wetter eben, nicht Sturm und Regen hat's gegeben; der Gans nur war es nicht wohl zumut, die kannte den Serren Fuchs recht gut. Sätte der sie einmal mitgenommen, sie wäre wohl niemals wiedergekommen. 173. Der Eber und der Fuchs. Nach Äsop. Ein Fuchs sah einen Eber seine Sauer an einem Eichstamm wehen. „Warum tust du das?" fragte er ihn. „Ist doch nirgend ein Feind zu sehen, der dich angreifen möchte." „Wohl wahr," antwortete der Eber, „aber gerade deswegen rüste ich mich zum Streit. Denn wenn der Feind da ist, dann ist es nicht mehr Zeit zum Wetzen, sondern zum Kampfe." 174. Die Kuh, das Pferd, das Schaf und der Lund. Von Georg Joachim Zollikofer. Eine Kuh, ein Pferd und ein Schaf standen aus einer Weide zu¬ sammen und stritten untereinander, wer von ihnen dem Menschen nützlicher sei. Die Kuh sprach: „Von mir hat er die süße Milch, den wohlschmecken¬ den Käse und die fette Butter." — Das Pferd: „Ich ziehe den schweren Wagen des Serrn und eile mit leichtem Schritt dahin und trage den Reiter mit Windeseile." — Das Schaf: „Ich gehe nackt und bloß, damit mein Serr bekleidet sei." — Da kam der Lund zu ihnen. Den blickten sie aber verächtlich von der Seite an, als wäre er ein gar un¬ nützes Tier. Aber der Serr folgte alsbald hintennach, rief dem Sunde im freundlichsten Tone, streichelte und liebkoste ihn. Da dies die Kuh und ihre Gefährten sahen, murrten sie, und das Pferd nahm sich ein Serz, zu fragen: „Warum tust du also, Gebieter? Verdienen wir nicht mehr deine Liebe als dieses unnütze Tier?" — Aber der Serr streichelte seinen Sund noch zärtlicher und sprach: „Richt also! Dieser hat mein einziges, geliebtes Söhnchen kühn und treu aus den rauschenden Wasser¬ fluten gerettet. Wie sollte ich nun seiner vergessen!" 175. Oer Hahn, der Hund und der Fuchs. Nach Äsop. Ein Hund und ein Halm schlossen Freundschaft und wanderten zusammen in die Fremde. Eines Abends konnten sie kein Haus er-